Chemo nach der Menopause überflüssig

SABCS 2021 Birgit-Kristin Pohlmann

Wie wirksam ist zusätzlich zur endokrinen Therapie eine vorgeschaltete Chemotherapie? Wie wirksam ist zusätzlich zur endokrinen Therapie eine vorgeschaltete Chemotherapie? © iStock/CIPhotos

Aktuelle Sechs-Jahres-Daten der Phase-3-Studie RxPONDER bestätigten, dass nur prämenopausale Frauen mit HR+/HER2- Brustkrebs, Lymphknotenbeteiligung und Recurrence Score ≤ 25 von einer zusätzlichen Chemotherapie profitierten. Post-hoc-Auswertungen deuteten zudem auf neue prognostische Zusammenhänge hin.

In der RxPONDER-Studie wurde der klinische Nutzen des genetischen Oncotype DX Recurrence Score (RS) beim HR+/HER2- Mammakarzinom untersucht. Die Frage war, ob Patientinnen mit ein bis drei befallenen Lymphknoten und einem RS von 0–25 davon profitieren, wenn sie zusätzlich zur endokrinen Therapie eine vorgeschaltete Chemotherapie erhalten. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 6,1 Jahren bestätigte die aktuelle Auswertung, dass nur die prämenopausalen Patientinnen von der zusätzlichen Chemotherapie profitieren, erläuterte Prof. Dr. Kevin Kalinsky vom Emory Winship Cancer Institute in Atlanta.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ohne invasives Rezidiv lag bei den postmenopausalen Patientinnen in beiden Studienarmen bei mehr als 91 % (HR 1,06; p = 0,55). Jeweils gut 94 % waren nach fünf Jahren frei von Metastasen (HR 1,12; p = 0,35). Dagegen zeigte sich bei den prämenopausalen Patientinnen sowohl beim invasiven krankheitsfreien Überleben (iDFS) als auch beim fernmetastasenfreien Überleben (DRFS) ein signifikanter Unterschied zugunsten der zusätzlichen Chemotherapie: Die Fünf-Jahres-iDFS-Rate lag im Chemotherapiearm absolut um 4,9 % höher (93,9 % vs. 89,0 %; HR 0,64; p = 0,004) und die Fünf-Jahres DRFS-Rate um absolut 2,5 % (95,9 % vs. 93,4 %; HR 0,66; p = 0,033).

Eine zusätzliche Auswertung zum fernmetastasenfreien Intervall (DRFI) ergab, dass die kumulative Inzidenz aufgetretener Fernmetastasen im Chemotherapiearm bei den prämenopausalen Patientinnen nach fünf Jahren signifikant niedriger lag (Fünf-Jahres DFRI: 3,7 % vs. 6,1 %; HR 0,64; p = 0,026). Bei den postmenopausalen Patientinnen unterschied sie sich nicht (Fünf-Jahres-DRFI: 4,2 % vs. 3,7 %; HR 1,12; p = 0,49).

Erkenntnisse aus Subgruppenanalysen

Explorative Post-hoc-Analysen bei den prämenopausalen Patientinnen ergaben auch bei nur mikrometastatisch befallenen axillären Lymphknoten (pN1mi) einen deutlichen Vorteil um 7,3 % beim Fünf-Jahres-iDFS zugunsten der Chemotherapie (97,0 % vs. 89,7 %; HR 0,44). Die Gruppe der prämenopausalen pN1-Patientinnen profitierte absolut um 4,8 % von der Chemotherapie (Fünf-Jahres-iDFS: 93,5 % vs. 88,7 %; HR 0,64) . Ob die prämenopausalen Patientinnen im Rahmen der endokrinen Therapie zusätzlich eine ovarielle Funktionssuppression (OFS) erhielten, hatte laut Prof. Kalinsky keinen relevanten Einfluss auf das invasive krankheitsfreie Überleben (HR 0,88).

Allerdings deutete eine dritte Post-hoc-Analyse darauf hin, dass amenorrhoische Patientinnen, die innerhalb der ersten 24 Monate nach Systemtherapie wieder regelmäßig menstruierten, eine schlechtere Prognose hatten als jene, bei denen die Menstruation in diesem Zeitraum ausblieb oder nur selten einsetzte. Dies zeigte sich in beiden Studienarmen. Im Chemotherapiearm lag der Prozentsatz der amenorrhoischen Patientinnen allerdings deutlich höher als im rein endokrinen Studienarm (80,8 % vs. 58,9 %). Prof. Kalinsky sprach mit Blick auf die Post-hoc-Analysen von wichtigen Hinweisen für den klinischen Alltag, die in randomisierten Studien validiert werden müssten.

Quellen:
Kalinsky K et al. SABCS 2021; Abstract GS2-07
2021 San Antonio Breast Cancer Symposium

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