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„Das Reizdarmsyndrom ist keine Verlegenheitsdiagnose mehr“

Maria Weiß

Ds Reizdarmsymptom ist mittlerweile klar definiert. Ds Reizdarmsymptom ist mittlerweile klar definiert. © fotolia/Wellnhofer Designs

Patienten mit Reizdarmsyndrom können Ärzte auf eine harte Probe stellen. Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlveränderungen führen sie immer wieder in die Praxis. Was bei den verschiedenen Symptomen hilft.

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist heute keine Verlegenheitsdiagnose mehr, sondern ein klar definiertes Krankheitsbild, betonte Privatdozentin Dr. Miriam Stengel von der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am HELIOS Klinikum Zerbst und Vorsitzende des Patientenforums für Magen-Darmkrankheiten (MAGDA). Es gibt drei wesentliche Formen des RDS: RDS mit Obstipation, mit Diarrhö oder eine Mischform. Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) liegt ein RDS vor, wenn diese Kriterien erfüllt sind:

  • chronische (länger als drei Monate anhaltende) Beschwerden wie Bauchschmerzen und Blähungen, die von Arzt und Patient auf den Darm bezogen werden und meist mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen
  • Patient sucht Hilfe und hat eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität
  • andere Ursachen der Beschwerden wurden ausgeschlossen

Bei folgenden anamnestischen Warnsymptomen sollten Ärzte hellhörig werden und eine erweiterte Diagnostik ins Auge fassen: 

  • Diarrhö
  • Gewichtsverlust
  • Fieber
  • Blut im Stuhl
  • kolorektales Karzinom in der Familie
  • sehr junges Alter oder Alter > 50 Jahre bei Beginn des RDS
  • nächtliche Beschwerden
  • stärker werdende oder neue Beschwerden

Insbesondere eine Diarrhö sollte immer sehr sorgfältig abgeklärt werden. Die Differenzaldiagnose beinhaltet u.a. den Ausschluss von Hyperthyreose, Pankreasinsuffizienz, Zöliakie, Infektionen, Medikamentenunverträglichkeiten, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Kohlenhydratmalabsorptionen. Ansonsten gehören neben der Anamnese auch Laboranalysen, Sonographie und bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung mit zum diagnostischen Prozedere.

Arzt-Patienten-Verhältnis steht an erster Stelle

Ist die Diagnose RDS gesichert, sollte an erster Stelle ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis mit Psycho­edukation und Aufklärung über die Gutartigkeit der Erkrankung stehen. Die Therapie richtet sich weitgehend nach den Symptomen. Spasmolytika wie Butylscopolamin, Mebeverin oder Pfefferminzöl können Bauchkrämpfe lindern, bei Blähungen helfen Gasbinder wie Dimeticon oder Kümmelöl.

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Einer im Vordergrund stehenden Obstipation können Laxanzien wie z.B. lösliche Ballaststoffe entgegengewirken. Bei schmerzhafter Dia­rrhö hat sich neben Loperamid und Quellstoffen auch niedrig dosiertes Amitriptylin in Tropfenform bewährt, erklärte Privatdozentin Dr. Stengel. Für die Empfehlung von Probiotika reiche die Evidenz heute noch nicht aus. Ein anderer Versuch, in das Mikrobiom einzugreifen, ist die Gabe des darmselektiven Antibiotikums Rifaximin – die Therapie ist aber sehr teuer und in Deutschland (anders als in den USA) noch nicht für das RDS zugelassen. Entspannungsverfahren oder Yoga können das therapeutische Angebot ergänzen – hier gilt es, einfach Dinge auszuprobieren.

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Ds Reizdarmsymptom ist mittlerweile klar definiert. Ds Reizdarmsymptom ist mittlerweile klar definiert. © fotolia/Wellnhofer Designs