Glioblastom: Verstärkte alkylierende Therapie vermindert nicht die Lebensqualität

Josef Gulden

Glioblastome mit methyliertem MGMT-Promoter sprechen besonders gut auf Alkylanzien an. Glioblastome mit methyliertem MGMT-Promoter sprechen besonders gut auf Alkylanzien an. © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Liegt bei Glioblastom-Patienten ein methylierter MGMT-Promoter vor, kann eine verstärkte alkylierende Therapie das Gesamtüberleben deutlich verlängern. Weil allerdings theoretisch die Lebensqualität und die neurokognitive Funktion darunter leiden könnten, wurden nun auch diese beiden Parameter näher beleuchtet.

Glioblastome mit methyliertem MGMT-Promoter sind empfindlicher gegen Alkylanzien wie Temozolomid. Dadurch erreichen Patienten unter Einsatz dieser Präparate längere Überlebenszeiten. Auch die Neuro-Onkologische Arbeitsgemeinschaft (NOA) in der Deutschen Krebsgesellschaft hatte in ihrer randomisierten Phase-III-Studie NOA-09 zeigen können, dass die Hinzunahme einer weiteren alkylierenden Substanz einen deutlichen Benefit bringt.

Die NOA-09-Studie

In der Studie erhielten Patienten mit Glioblastom und methyliertem MGMT-Promotor entweder die Standard-Chemotherapie mit Temozolomid oder eine Kombination aus Temozolomid und Lomustin. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Das Ergebnis: Erfolgte nach Operation und Standardbestrahlung mit 60 Gy die intensivierte Chemotherapie, stieg die mediane Überlebensdauer von 31,4 Monaten auf 48,1 Monate.

Weil mit dem angepassten Therapieprotokoll aber noch lange keine Heilung möglich ist, kommt der Lebensqualität unter und nach der Behandlung sowie der neurokognitiven Funktion besondere Bedeutung zu, schreiben die Studienautoren. Diese Parameter wurden daher als sekundäre Endpunkte bei den 129 tatsächlich behandelten Patienten separat alle drei Monate untersucht.

Validiert wird mittels Fragebogen und Tests

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem EORTC QLQ-C30-Fragebogen sowie mit dem EORTC Brain Cancer Module (BN20) erhoben. Zudem wurde die neurokognitive Funktion mittels Mini Mental State Examination (MMSE) sowie einer von der NOA entwickelten neurokognitiven Testbatterie (NOA-07) überprüft. Als klinisch relevant wurde vorab für die Lebensqualitätsdaten ein Unterschied von mindestens zehn und für die neurokognitiven Daten einer von mindestens drei Punkten definiert. Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug für die Lebensqualitätsmessungen 19,4 Monate, für die MMSE-Tests 15,3 Monate und für die übrigen neurokognitiven Untersuchungen 11,0 Monate. Bezüglich der Lebensqualität war der Unterschied zwischen den beiden Studienarmen für keine Unterskala signifikant. Für den globalen Score ergab sich eine Differenz von 0,30 (p = 0,26). Beim MMSE-Test errechnete sich dagegen ein signifikanter Unterschied von -0,11 zugunsten des Temozolomidarms (p = 0,0058). Dieser war aber mit einer absoluten Differenz von 1,76 bei 30 Punkten über vier Jahre klinisch nicht relevant, betonen die Wissenschaftler. Auch bei den weiteren neuro­kognitiven Tests wurde in keinem Fall ein signifikanter Unterschied erhoben. Für den Controlled Oral Word Association Test wa­ren es beispielsweise 0,04 Punkte (p = 0,14). Die Autoren schlussfolgern: Eine systematische und klinisch relevante Beeinträchtigung von gesundheitsbezogener Lebensqualität und neurokognitiver Funktion wurde unter der Kombination von Temozolomid und Lomustin nicht nachgewiesen. Der gleichzeitig beobachtete erhebliche Überlebensvorteil macht den Einsatz der weiteren Alkylans bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom und methyliertem MGMT-Promoter somit zu einer attraktiven Therapieoption.

Quelle: Weller J et al. Lancet Oncol 2019; doi: doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30502-9

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