Hausärzte liegen bei GERD oft falsch

Allein aufgrund der Anamnese lässt sich die Diagnose Refluxkrankheit (GERD) nicht stellen. Hausärzte sind mit einer Sensitivität und Spezifität von 63 % kaum treffsicherer als ein Münzwurf, so Professor Dr. Joachim Labenz vom Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Auch der PPI-Test schneidet nicht besser ab. Selbst die Endoskopie erreicht nur eine Sensitivität von 30 %, denn 70 % der GERD-Patienten haben einen makroskopisch unauffälligen Ösophagus. Neue Techniken wie die Chromoendoskopie, welche die diagnostische Genauigkeit verbessern könnten, befinden sich noch im Experimentalstadium.
Impedanz-pH-Metrie weist auch nicht sauren Reflux nach
Allerdings hat die Endoskopie nach wie vor einen festen Platz beim Nachweis von Komplikationen wie Ösophagitis, Stenose, Barrett-Ösophagus und Karzinom. Außerdem lassen sich mit ihrer Hilfe wichtige Differenzialdiagnosen wie die eosinophile Ösophagitis abgrenzen.
Methode der Wahl zur Funktionsdiagnostik ist heute die Impedanz-pH-Metrie. Diese weist auch nicht sauren, alkalischen und biliären Reflux nach, unabhängig vom Säuregehalt. Allerdings sind bei der Anwendung einige Regeln zu beachten. Wenn es um die Diagnose einer GERD geht, muss der PPI 14 Tage vor der Impedanz-pH-Metrie abgesetzt werden. Eine ebenso lange PPI-Karenz gilt, wenn ein GERD-Verdacht ohne typische Symptome besteht und/oder extraösophageale Symptome vermutet werden. Anders ist es bei Therapieversagern mit gesicherter GERD, welche den PPI weiterhin einnehmen sollen. Schließlich soll kontrolliert werden, was unter der Therapie falsch läuft.
Tschüss „Once in a lifetime"-Endoskopie
Vom Konzept der „Once in a lifetime“-Endoskopie hat man sich inzwischen verabschiedet. Patienten, die weder Alarmsymptome noch Krebsrisikofaktoren aufweisen, dürfen ohne Spiegelung medikamentös behandelt werden. Häufig überschätzt wird allerdings die Wirksamkeit der PPI, erklärte Prof. Labenz. Während leichte Fälle gut zu behandeln sind, gelingt eine Abheilung bei schwerer Ösophagitis nur in rund 70 % und bei extraösophagealen Beschwerden wie chronischem Husten nur in 20 % der Fälle.
Bei extraösophagealen Symptomen helfen PPI selten
Allerdings lassen sich die extraösophagealen Symptome dadurch nur bei etwa einem Fünftel der Patienten beseitigen. Persistieren die Beschwerden, kann man versuchen, die Assoziation mit einem Reflux mittels Impedanz-pH-Metrie und laryngopharyngealer Refluxmessung zu belegen, ggf. kann eine Operation für Abhilfe sorgen. Bei Patienten ohne klassische Refluxbeschwerden lässt sich eine EÖM ausschließen, wenn die Symptome unter einer 12-wöchigen PPI-Therapie in doppelter Dosis persistieren.Barrett-Screening nur noch bei Risikopatienten
Das endoskopische Barrett-Screening wird in den aktuellen Leitlinien nicht mehr allgemein empfohlen, aber als erwägenswert eingestuft bei besonders gefährdeten Patienten. Als Risikofaktoren gelten männliches Geschlecht, Alter ≥ 50 Jahre, positive Familienanamnese, langjähriger Verlauf, viszerale Adipositas und das Fehlen einer schützenden Helicobacter-Infektion. Prof. Labenz plädiert für die Screening-Endoskopie bei Patienten mit chronischen Refluxsymptomen und mindestens einem Risikofaktor. Findet sich dabei eine intestinale Metaplasie, ist eine weitere Überwachung angezeigt.123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Mannheim
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