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Hepatitis-Erkrankungen nehmen wieder zu

Es gibt neue Herausforderungen, schreiben Hendrik Luxenburger von der Klinik für Innere Medizin II und seine Kollegen vom Universitätsklinikum Freiburg. Die Inzidenz der akuten Hepatitis A und B war aufgrund verbesserter Hygiene und Aufnahme der HBV-Impfung in den regulären Impfkalender rückläufig. Doch die gestiegene Zahl an Migranten aus Endemiegebieten verhalf der akuten Hepatitis B in den letzten Jahren zu einem kleinen „Comeback“.
Chronische HBV-Infektionen lassen sich seit Einführung der entsprechenden Virostatika (Entecavir und Tenofovir) gut kontrollieren. Unter hoch dosierten Immunsuppressiva und B-Zell-depletierenden Medikamenten wie Rituximab kommt es aber gehäuft zu Reaktivierungen einer inaktiven oder sogar „ausgeheilten“ Hepatitis B.
Ikterus nur bei jedem Dritten mit akuter Hepatitis
Deutlich zugenommen haben außerdem die Nachweise von Hepatitis-E-Viren, die man sich über nicht durchgegartes Schweine- und Wildfleisch einfängt und die z.B. bei Immunsupprimierten zu chronischen Hepatitiden führen können.
Die akute Virushepatitis (< 6 Monate) verläuft nicht selten asymptomatisch oder mit eher unspezifischen Symptomen wie allgemeinem Krankheitsgefühl, Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Nur in etwa 30 % der Fälle tritt ein Ikterus auf. Bei symptomatischen Verläufen sind in der Regel auch die Transaminasen erhöht – insbesondere die GPT oft um das Zehnfache. Die akute Hepatitis wird heute am häufigsten durch HBV und HEV ausgelöst.
HAV-IgM, HBsAG, anti-HCV und anti-HEV messen
Besteht der klinische Verdacht einer akuten Virushepatitis, sollten folgende Parameter bestimmt werden: HAV-IgM, HBsAG, anti-HCV und anti-HEV. Bei positiver HEV-Serologie oder bei akuter Hepatitis mit serologisch negativem Befund empfehlen Luxenburger und Kollegen, zusätzlich die HEV-RNA zu bestimmen – am besten in Stuhlproben. Falls es sich um einen immuneingeschränkten Patienten handelt, sollte zudem eine PCR-Testung auf HCV-RNA erfolgen, da die Bildung von anti-HCV verzögert sein oder ausbleiben kann.
Die akute Virushepatitis erfordert in der Regel nur eine symptomatische und keine antivirale Therapie. Die Hepatitis A heilt immer aus, genauso wie die akute Hepatitis E bei Immunkompetenten. Über 95 % der Erwachsenen mit akuter Hepatitis B gesunden ebenfalls, auch wenn spätere Reaktivierungen möglich sind.
Eine symptomatische Hepatitis C verschwindet bei etwa jedem Zweiten wieder, die wesentlich häufigere asymptomatische Form geht dagegen in 80 % der Fälle in eine chronische Infektion über. Durch den Einsatz direkter antiviraler Substanzen erhalten praktisch alle chronischen Patienten aber zumindest die Chance auf Ausheilung.
Bei erhöhten Transaminasen immer nach Viren fahnden
Man geht davon aus, dass etwa 1 % der deutschen Bevölkerung chronisch mit HBV oder HCV infiziert sind. Allerdings verläuft auch die chronische Form meist asymptomatisch. Manchmal berichten Patienten von Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder rechtsseitigen Oberbauchschmerzen. Bei etwa 20–30 % kommt es aber nach Jahrzehnten zur Entwicklung einer Leberfibrose bis hin zur Zirrhose – dann besteht ein hohes Risiko für Leberzellkarzinome. Daher ist es wichtig, diese Patienten zu identifizieren und adäquat zu behandeln, schreiben die Experten.
Erhöhte Transaminasen, chronische Lebererkrankungen oder ein hepatozelluläres Karzinom sollten immer Anlass sein, nach HBV und HCV zu fahnden. Außerdem ist für Risikogruppen, oder wenn der Patient explizit den Wunsch äußert, ein Screening indiziert (s. Kasten).
Hier kann sich ein Screening auf HBV und HCV lohnen
- Empfänger von Blutprodukten und Transplantaten vor 1992 (HCV)
- Hämodialyse
- aktiver oder ehemaliger Drogenkonsum (i.v. oder nasal)
- Insassen von Justizvollzugsanstalten
- Personen mit Tattoos oder Piercings
- Koinfektionen (HBV/HCV oder HIV)
- Haushaltsangehörige (insb. Kinder) oder Sexualpartner von Infizierten
- Hochrisiko-Sexualpraktiken und Patienten mit sexuell übertragbaren Infektionen
- Einwanderung aus Regionen mit hoher HBV- bzw. HCV-Prävalenz
- beruflich bedingtes Infektionsrisiko (z.B. medizinisches Personal)
- Blut-, Organ- oder Gewebespender
- Schwangere (HBsAg)
- Patienten vor oder während einer Immunsuppression oder Chemotherapie (HBV)
Quelle: Luxenburger H et al. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 520-527; DOI: 10.1055/a-0640-3627
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