Hereditäres Angioödem: Neue orale Prophylaxe kann Schwellungsattacken reduzieren

Dr. Anne Benckendorff

Wo und wann Patienten die nächste Schwellung entwicklen, lässt sich nicht vorhersagen. Wo und wann Patienten die nächste Schwellung entwicklen, lässt sich nicht vorhersagen. © wikimedia/James Heilman, MD; wikimedia/LucyHAE

Patienten mit hereditärem Angioödem erleiden immer wieder teils lebensbedrohliche Schwellungen der Haut und/oder der Schleimhäute. In einer aktuellen Studie hat eine neue orale Prophylaxe vielversprechende Ergebnisse gezeigt.

Im Gesicht können Angioödeme entstellend wirken, im Magendarmtrakt sind sie schmerzhaft und im Larynx droht sogar Lebensgefahr. Ursache des hereditären Angioödems (HAE) sind Mutationen im Gen für den C1-Inhibitor. Normalerweise bindet er an Plasma-Kallikrein und inaktiviert es. Dadurch wird eine unkontrollierte Kontaktaktivierung und Bradykinin-Produktion verhindert. Weil HAE-Patienten nicht ausreichend funktionell aktiven C1-Inhibitor herstellen können, steigen die Bradykinin-Spiegel. Das wiederum führt zu einer vermehrten Durchlässigkeit von Blutgefäßen und damit zu Ödemen. Bei HAE-Patienten mit häufigen und/oder schweren Attacken genügt eine Akuttherapie meist nicht. Für die Prophylaxe ist derzeit ein C1-Inhibitor-Konzentrat verfügbar, das aber subkutan oder i.v. gegeben werden muss. Zum anderen gibt es eine orale Prophylaxe mit attenuierten Androgenen, die aber oft Nebenwirkungen (z.B. Virilisierung) auslöst.

Einen neuen oralen Therapieansatz bietet BCX7353, ein synthetisch hergestelltes kleines Molekül, das in einer ersten Studie bei gesunden Freiwilligen das Plasma-Kallikrein inhibiert hat. In die aktuelle Dosisfindungsstudie wurden 77 HAE-Patienten eingeschlossen. 75 erhielten randomisiert über vier Wochen entweder Placebo oder BCX7353 in den Dosierungen 62,5 mg, 125 mg, 250 mg oder 350 mg täglich. Patienten, die die 125-mg-Dosis eingenommen hatten, erlitten 74 % weniger Schwellungsattacken als unter Placebo. Die Lebensqualität stieg sowohl unter der 125-mg-Dosis als auch unter 250 mg signifikant. Die häufigsten Nebenwirkungen betrafen den Magen-Darm-Trakt und waren überwiegend leichter Natur.

Quelle: Aygören-Pürsün E et al. N Engl J Med 2018; 379: 352-362

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