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Hydrierung vor Kontrastmittelgabe beugt Nierenversagen nicht vor

Von einem kontrastmittelinduzierten Nierenversagen (KIN) muss man ausgehen, wenn es innerhalb von drei Tagen nach Verabreichung eines Kontrastmittels zu einer deutlichen Reduktion der Funktion (> 25 % des Ausgangskreatininwertes oder ≥ 0,5 mg/dl) kommt und andere Ursachen ausgeschlossen wurden. Besonders gefährdet sind Patienten mit ohnehin schon eingeschränkter Nierenfunktion, langjährigem Diabetes, Einnahme von nephrotoxischen Medikamenten und eingeschränkter renaler Perfusion zum Beispiel bei Herzinsuffizienz, Exsikkose und Hypotonie.
Mehr Komplikationen nach der Infusion
Der Vorschlag zur Prävention lautete immer, Risikopatienten mit 0,9%iger Kochsalzlösung (1 ml/kg/h) 12 Stunden vor und 12 Stunden nach der Kontrastmittelgabe zu hydrieren, erklärte Professor Dr. Jan-Christoph Galle von der Klinik für Nephrologie und Dialyse am Klinikum Lüdenscheid. Studienergebnisse deuten nun darauf hin, dass die prophylaktische Hydrierung vor einer Kontrastmittelgabe bei Nierengeschädigten vielleicht mehr schadet als sie nutzt.
In der AMACING-Studie erhielt die Hälfte der 660 konsekutiven Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR 30–59 ml/min/1,73 m2), bei denen eine elektive Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel anstand, die übliche Hydrierung, die andere nicht. Dabei zeigten sich keinerlei Unterschiede in der Rate des kontrastmittelinduzierten Nierenversagens (2,7 % vs. 2,6 %). Bei 5,5 % der hydrierten Patienten traten aber Komplikationen auf.
Der Verzicht auf die auch logistisch nicht immer einfache Prophylaxe könnte somit den Patienten Komplikationen ersparen und Kosten reduzieren, so das Fazit der Autoren. Das alte Konzept der „Nierenspülung“ nach dem Motto „Volumen ist immer gut für die Niere“ scheine somit widerlegt.
Bei schwerer Insuffizienz weiterhin hydrieren
Auf der anderen Seite gilt immer noch, dass eine Hypovolämie zum Schutz der Nieren unbedingt vermieden werden muss. Die Kunst wird es somit sein, eine ausreichende Bewässerung sicherzustellen, ohne den Patienten mit Volumen zu überlasten.
Außerdem gab der Nephrologe zu bedenken, dass Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR < 30 ml/min/1,73 m2) in dieser Studie ausgeschlossen waren. Bei dieser Gruppe würde er daher mangels Studiendaten weiterhin eine prophylaktische Hydrierung empfehlen. Allerdings würde es nach seiner Einschätzung ausreichen, zwei bis drei Stunden vor der KM-Gabe zu beginnen – für die bisher üblichen 12 Stunden gibt es keinerlei Datengrundlage.
Quelle: 11. Interdisziplinäres Update Gefäßmedizin
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