
Nephropathie durch Kontrastmittel überbewertet

Von einer kontrasmittelinduzierten Nephropathie (CIN) wurde erstmals 1954 berichtet. Ende der 1970er-Jahre kam es dann dazu, dass Radiologen Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kein Kontrastmittel (KM) mehr verabreichten. Gerade im stationären Bereich muss man aber festhalten, dass sehr viele Patienten generell einen Anstieg ihres Kreatinins entwickeln – dieser gilt oft als Marker für eine CIN. Eine vergleichende Untersuchung zeigte aber, dass dieser Anstieg in den ersten Tagen teilweise bei Kontrollen größer ausfiel als bei Menschen mit einer KM-Untersuchung, erklärte Professor Dr. Christiane Erley von der Medizinischen Klinik II am St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof.
2013 erschien eine Metaanalyse, die die Existenz einer CIN infrage stellte. Denn es ergab sich eine ähnliche Inzidenz von akutem Nierenversagen, Dialysepflicht und Tod unter Patienten mit oder ohne KM. Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen retrospektive Kohorten-Einzelanalysen. Und schließlich fanden sich in einer prospektiven Studie mit 716 Patienten keine wesentlichen Unterschiede in der GFR vor und 72 Stunden nach CT/MRT mit oder ohne Kontrastmittel.
Auch bei der Prävention scheint manches eine Mär – Stichwort Hydratation. Die Leitlinien raten bei Niereninsuffizienten vorab zur Gabe isotoner Kochsalzlösung. Doch unter 660 Betroffenen entwickelten 2,7 % der Gewässerten eine CIN und 2,6 % ohne diese Prophylaxe. Und ganz aktuell erschien dieses Jahr eine Publikation, die keinerlei Vorteile durch Bikarbonat- oder Acetylcysteingabe ermitteln konnte. Alles spricht also dafür, dass die kontrastmittelinduzierte Nephropathie ein überbewertetes Problem darstellt, so das Fazit von Prof. Erley.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).