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Kontrastmittelnephropathie: CT gelungen – Niere im Eimer?

Etwa 10 % aller im Krankenhaus erworbenen akuten Nierenversagen sind Folge der Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels. Bei der sog. Kontrastmittelnephropathie steigen innerhalb von zwei bis drei Tagen die Kreatininwerte um > 25 % oder 0,5 mg/dl, was in bis zu 30 % der Fälle zu einer dauerhaften Niereninsuffizienz führt. Epidemiologische Studien zeigten zudem einen Anstieg der (kardiovaskulären) Morbidität, der Krankenhausmortalität sowie langfristiger schwerwiegender Ereignisse. Letzteres wurde insbesondere bei bereits niereninsuffizienten Patienten beobachtet. Ist die Kontrastmittelnephropathie ein eigenständiges „Krankheitsbild“ oder doch nur „Hintergrundrauschen“?
Inzidenz schwankt mit jeder Definitionsänderung
Daran scheiden sich momentan die wissenschaftlichen Geister. Immer wieder werden Stimmen laut, die die Existenz dieser Krankheitsentität anzweifeln, schreibt Professor Dr. Christiane Erley vom St. Joseph Krankenhaus in Berlin, Medizinische Klinik II mit Dialyse.
Mangels einheitlicher Definition richtet sich die Kontrastmittelnephropathie bisher nach den Kriterien des akuten Nierenversagens – die sich aber ebenfalls immer wieder ändern. Die Inzidenz der „Erkrankung“ schwankt abhängig von der zugrunde liegenden Definition des akuten Nierenversagens, der Art und der Dosis des Kontrastmittels, der durchgeführten Prozedur und den patientenbezogenen Risikofaktoren, so die Autorin.
Präventivmaßnahmen bisher ohne Erfolg
Kreatininschwankungen während eines stationären Aufenthaltes treten durchaus nicht selten auf und kommen auch bei bis zu 30 % der Patienten ohne Kontrastmittelbelastung vor (Stichwort „Hintergrundrauschen“). Verschiedene aktuelle Studienergebnisse sprechen dafür, dass das Risiko einer Kontrastmittelnephropathie insbesondere infolge einer CT mit Kontrastmittelgabe sowohl in der Literatur als auch von den behandelnden Ärzten überschätzt wird. So fand sich in einer großen Studie, die Patienten mit kontrastverstärkter, nativer und ohne CT verglich, keine erhöhte Inzidenz durch das Kontrastmittel.
Die Forschung der letzten Jahre zum Thema Präventivmaßnahmen blieb bisher erfolglos. Weder der Benefit von periprozedualer Hydratation mit kochsalz- und natriumbicarbonathaltigen Lösungen noch von Acetylcystein ließ sich belegen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Datenlage empfiehlt Prof. Erley für Risikopatienten, insbesondere mit eingeschränkter glomerulärer Filtrationsrate, folgendes Procedere:
- bei Kontrastmittelgabe nicht dehydrieren und keine zusätzlichen nephrotoxischen Medikamente geben (insbesondere nicht-steroidale Antirheumatika)
- als Alternative auf MRT zurückgreifen aufgrund geringerer Kontrastmittelmenge
- klinisch notwendige Untersuchungen nicht vermeiden (z.B. Koronarangiographie oder CT-Gefäßdiagnostik)
Quelle: Erley C. Arzneiverordnung in der Praxis 2017; 44: 173-176
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