Immer Stress mit Morbus Addison: In der Krise ist die rasche Glukokortikoidgabe elementar

Dr. Dorothea Ranft

Gewichtsabnahme, Schwächeanfälle und Schwindel sind klare Kortisolmangelsymptome, die in einer Addison-Krise auftreten. Gewichtsabnahme, Schwächeanfälle und Schwindel sind klare Kortisolmangelsymptome, die in einer Addison-Krise auftreten. © fotolia/Adiano

Schwäche, Gewichtsverlust, Elektrolytverschiebungen, Myalgien – mit solch irreführenden Symptomen zeigt sich die adrenale Krise beim M. Addison. Schnelles Handeln ist angesagt, sonst endet die Autoimmun­erkrankung tödlich.

Die junge Patientin hat innerhalb von eineinhalb Jahren 18 kg abgenommen und fühlt sich oft dem Kollaps nahe. Aktuell klagt sie über Muskelschmerzen. Bei körperlicher Überanstrengung hat sie sich schon zweimal erbrochen, bei Lagewechsel wird ihr leicht schwindlig. Bei einer Größe von 158 cm wiegt die 33-Jährige nur noch 45 kg (BMI 18 kg/m2). Zudem besteht eine Tachykardie (RR 114/78 mmHg, Puls 104/min regelmäßig).

Im Liegen fallen als Zeichen der Dehydratation eingefallene Halsvenen auf, schreiben Dr. Julia Kempf von der Praxis Diamon im schweizerischen Baden-Dätwil und Dr. Katrin Borm vom Kantonsspital Aarau. Die Laboruntersuchung ergibt eine schwere hypoosmolare Hyponatriämie (109 mmol/l) ohne Hyperkaliämie und Azidose.

Unter dem Verdacht auf eine Nebenniereninsuffizienz erfolgt ein 250-µg-Synacthen-Test, der mit einem basalen Kortisol von 77 nmol/l und einem stimulierten Wert von 88 nmol/l hochpathologisch ausfällt. Die weitere Diagnostik ergibt massiv gesteigerte Werte für ACTH und Plasma-Renin sowie Autoantikörper gegen Nebennierenrindengewebe. Aufgrund der erhöhten stimulierenden Hormone sowie der Antikörpernachweise und der passenden Klinik diagnostizieren die Schweizer Kolleginnen eine primäre, autoimmune Nebenniereninsuffizienz, also einen Morbus Addison.

Nach dreiwöchiger Therapie wieder voll leistungsfähig

Die Patientin wird zur gezielten Korrektur der Hyponatriämie mit intravenöser Hydrierung in eine Überwachungsstation aufgenommen. Sie erhält zunächst eine intravenöse Hydrokortisonsubstitution, die nach wenigen Tagen auf eine orale Gabe umgestellt wird. Zusätzlich erhält sie als Mineralkortikoid Fludrokortison. Bei der Kontrolle drei Wochen später ist der Natriumspiegel normal, die junge Frau hat drei Kilogramm zugenommen. Sie fühlt sich voll leistungsfähig und treibt sogar regelmäßig Sport. Die Nebenniereninsuffizienz lässt sich einfach diagnostizieren und therapieren, kann aber letal enden, wenn sie zu spät erkannt und behandelt wird, betonen die Kolleginnen. In der Addison-Krise muss Hydrokortison eventuell noch vor Abschluss der Diagnostik gegeben werden.

Kortison im Rhythmus

Die Hydrokortison-Tagesdosis liegt bei 15–25 mg, aufgeteilt auf zwei Tagesdosen (2/3 morgens, 1/3 abends), um die zirkadiane Rhythmik nachzuahmen. Fludrokortison wird im Allgemeinen in einer Dosierung von 0,05–0,1 mg täglich verabreicht. Außerdem sollten die Patienten bei Stress oder Krankheit ihre orale Dosis auf das Zwei- bis Dreifache steigern. Vor Operationen wird eine intravenöse Stressdosis benötigt.

Um weitere Krisen zu verhindern, müssen Patienten und Angehörige lernen, Kortisolmangelsymptome selbst zu erkennen. Auch die junge Frau erhält einen Notfallausweis, den sie stets bei sich trägt. Außerdem erlernt sie zusammen mit ihrem Ehemann für den Fall einer Addison-Krise die subkutane Selbstinjektion von 100 mg Hydrokortison in den äußeren mittleren Oberschenkel.

Quelle: Kempf J, Borm K. Schweiz Med Forum 2018; 18: 471-474

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Gewichtsabnahme, Schwächeanfälle und Schwindel sind klare Kortisolmangelsymptome, die in einer Addison-Krise auftreten. Gewichtsabnahme, Schwächeanfälle und Schwindel sind klare Kortisolmangelsymptome, die in einer Addison-Krise auftreten. © fotolia/Adiano