Ich krieg die Nebennierenkrise!

Lange Zeit dachte man, dass Patienten mit chronischer Nebenniereninsuffizienz und adäquater Hormonsubstitution eine ähnliche Lebenserwartung haben wie Gesunde. Große Registeranalysen der letzten Jahre belegen jedoch ein erhöhtes Sterberisiko, das vermutlich mit Nebennierenkrisen zusammenhängt. Epidemiologischen Schätzungen zufolge kommt etwa jeder zehnte bis zwölfte Patient innerhalb eines Jahres in eine solche akut lebensbedrohliche Situation.
Auslöser sind meist physische Belastungen, die zu einem relativen Glukokortikoidmangel führen, wie fieberhafte und gastrointestinale Infekte, OP, Unfälle, das Absetzen oder Vergessen einer Hormonersatztherapie oder starke körperliche Aktivität. Auch anhaltender psychischer Stress erhöht den Kortisolbedarf.
Kein Hydrokortison zur Hand? Dann geht auch Prednisolon
Die Symptome der beginnenden Krise äußern sich oft unspezifisch und ähneln denen, die unmittelbar vor Erstdiagnose der Nebenniereninsuffizienz auftreten, erklären Dr. Stephanie Burger-Stritt und Professor Dr. Stefanie Hahner von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Würzburg.
Vor der Wurzelbehandlung Kortison hochfahren
- Hypotonie (< 100 mmHg syst.)
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- ausgeprägte Abgeschlagenheit
- Hyponatriämie
- Hyperkaliämie
- Hypoglykämie
Alle Patienten mit Notfallset und -ausweis ausstatten
Laut einer Studie erfolgte die Glukokortikoidgabe im Schnitt nach 30 Minuten, teilweise dauerte es sogar bis zu 48 Stunden. Eine verzögerte Behandlung aufgrund diagnostischer Maßnahmen sollte man unbedingt vermeiden.Um im Fall einer Nebennierenkrise schnellstmöglich Kortison verabreichen zu können, müssen alle Patienten mit einem Notfallausweis und einem -set mit einer Ampulle 100 mg Hydrokortison ausgestattet und mit der Handhabung der intramuskulären Eigeninjektion vertraut sein.
Als Alternative kann die simplere subkutane Injektion trainiert werden. Diese ist allerdings off label. Wie eine Studie ergeben hat, liegt nach dieser Applikationsweise ebenfalls eine ausreichende Bioverfügbarkeit vor. Eine rektale Gabe von 100 mg Prednisolon ist ebenfalls off label möglich. Bei gastrointestinalen Infekten mit Diarrhö besteht jedoch die Gefahr einer unzureichenden Resorption.
Quelle: Burger-Stritt S, Hahner S. Internist 2017; 58: 1037-1041
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