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Hyperemesis gravidarum erhöht das Risiko für eine Frühgeburt

Vor allem morgens ist rund 70 % der Frauen während der Frühschwangerschaft übel oder sie müssen sich übergeben. Milde bis moderate Beschwerden im Rahmen einer Emesis gravidarum gelten als normal und verschwinden in der Regel bis zur 20. Schwangerschaftswoche wieder. Sie bedürfen meist keiner Behandlung.
Einfach bloß aussitzen ist bei der Hyperemesis gravidarum hingegen fast nicht möglich. Sie betrifft etwa 1,5 % aller schwangeren Frauen, die häufig trotz leerem Magen den ganzen Tag über von Übelkeit und Erbrechen geplagt werden, teilweise sogar nachts und unter Umständen die gesamte Schwangerschaft hindurch. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Symptomatik bei der nächsten Schwangerschaft erneut auftritt.
Die Ursache ist bislang unklar. Studien zufolge scheinen genetische Faktoren eine Rolle zu spielen, da Frauen dreimal häufiger betroffen sind, wenn ihre Mütter ebenfalls unter dem übermäßigen Schwangerschaftserbrechen gelitten haben. Typischerweise kommt es infolge des anhaltenden Vomitus zu einem deutlichen Gewichtsverlust (≥ 5 % des Ausgangsgewichts), einer Exsikkose und Elektrolytentgleisungen. Der massive Flüssigkeitsmangel führt zu trockenen Schleimhäuten, einem verminderten Hautturgor sowie einer Kreislaufschwäche mit Tachykardie und Hypotonie.
Häufig reichen bereits eine ausführliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung aus, um mögliche Differenzialdiagnosen ausschließen zu können. Falls die Beschwerden jedoch nach dem ersten Trimenon aufgetreten sind, die Patientin über epigastrische oder abdominelle Schmerzen klagt oder auch Anzeichen einer Infektion zeigt, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
In ihrer Verzweiflung treiben manche Frauen das Kind ab
Ständige Übelkeit und Erbrechen sind nicht nur für die betroffenen Mütter eine körperliche und psychische Belastung, sondern können auch die Gesundheit des Ungeborenen gefährden, schreiben Caitlin R. Dean vom Pregnancy Sickness Support, Dunmore Farm im britischen Par und ihre Kollegen. Beispielsweise ist das Risiko einer Frühgeburt und eines verringerten Gewichts oder einer kleineren Größe bei Geburt erhöht. In etwa 10 % der Fälle sehen die verzweifelten Frauen keine andere Lösung als einen Schwangerschaftsabbruch. Deshalb ist es wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und schnell wieder in den Griff zu bekommen.
Manchmal reicht es bereits aus, die Patientinnen intravenös mit Flüssigkeit (NaCl- und KCl-Lösung), Vitaminen und Elektrolyten zu versorgen. Falls eine antiemetische Behandlung erforderlich ist, empfehlen die aktuellen RCOG*-Leitlinien folgende Wirkstoffe:
- Cyclizin (50 mg alle 8 h)
- Prochlorperazin (5–10 mg alle 6–8 h)
- Promethazin (12,5–25 mg alle 4–8 h)
- Chlorpromazin (10–25 mg alle 4–6 h)
Als Reservemedikament kommt Ondansetron (4–8 mg alle 6–8 h) infrage, das trotz seiner Plazentagängigkeit als sicher gilt und deshalb von der RCOG in die Liste der Second-Line-Therapeutika aufgenommen wurde. Falls die Behandlung jedoch nicht anschlägt oder die Patientin Anzeichen einer renalen Funktionsstörung, einer schweren Elektrolytentgleisung, einer Wernicke-Enzephalopathie sowie von suizidalen Absichten zeigt, sollte sie schnellstmöglich an einen Spezialisten überwiesen werden.
* Royal College of Obstetricians and Gynaecologists
Quelle: Dean CR et al. BMJ 2018; 363: k5000
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