Lungenentzündung und Vaskulitis: Überempfindlichkeitsreaktion durchlöcherte die Blutgefäße

Dr. Dorothea Ranft

Nach einer Chlamydophila-pneumoniae-Infektion erkrankte der 68-Jährige an einer schweren Hautvaskulitis. Nach einer Chlamydophila-pneumoniae-Infektion erkrankte der 68-Jährige an einer schweren Hautvaskulitis. © Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

Erst eine Pneumonie und dann das: hämorrhagische Exantheme mit Blutblasen. Der Patient zeigt also das typische Bild einer Vaskulitis. In der Klinik stellt sich heraus, dass beide Entzündungen eng zusammenhängen.

Leichte, fleckförmige Hauterscheinungen waren bereits bei der Aufnahme und vor Beginn der Antibiotikatherapie erkennbar. Doch die Flecken entwickeln sich bald zu einem konfluierenden dunkel hämorrhagischen Exanthem mit Blutblasenbildung. Labordia­gnostisch werden Chlamydien als Erreger der ambulant erworbenen Pneumonie identifiziert. Außerdem ist die Nierenfunktion eingeschränkt. Eine zusätzliche Schluckstörung kompliziert das Ganze, da sie dem Patienten die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme erschwert.

So beschreibt Professor Dr. Peter­ Härle, Rheumatologe am Katholischen Klinikum Mainz, den Fall eines 68-jährigen Pneumonie-Patienten. In der Klinik für Rheumatologie und Immunologie diagnostizieren sie später eine leukozytoklastische Vaskulitis der Haut mit Nierenbeteiligung bei einer Chlamydophila-pneumoniae-Infektion. Den Grund für die Schluckbeschwerden fanden die Kollegen per Gastroskopie: nekrotisierende Ösophagitis mit Soorbefall.

Verlauf ist nur schwer vorherzusagen

Nach aktueller Chapel-Hill-Klassifikation handelt es sich um eine „Vaskulitis mit dominantem Hautbefall und wahrscheinlicher Ursache“. Als Auslöser kommen generell Infekte, Medikamente, aber auch Neopla­sien infrage. Wie bei vielen anderen Vaskulitiden ist durch die gestörte Gefäßarchitektur die Wahrscheinlichkeit von Einblutungen und Thrombosen hoch. Entsprechend vielgestaltig fällt das Bild aus: Petechien, Blutblasen, oberflächliche und tiefe Nekrosen.

Der Verlauf einer solchen Hypersensitivitätsvaskulitis ist auch für Experten nur schwer vorherzusagen. Neben den Hautmanifestationen können auch Schleimhäute, wie in diesem Fall Mund und Ösophagus, befallen sein. Des Weiteren ist eine Organbeteiligung, zum Beispiel der Nieren möglich. Begleiterscheinungen, z.B. Infektkomplikationen wie Schleimhaut-Candidiasis, Herpes-Aktivierung und Infektionen der offenen Hautstellen, fordern das Behandlungsteam zusätzlich.

Eine desinfizierende Wundbehandlung mit nicht verklebendem Verbandmaterial und umfangreiche ärztliche Überwachung sind essenziell, schreibt Prof. Härle. Weiterhin gilt es Komplikationen möglichst rasch zu behandeln, denn zusätzliche Entzündungen könnten die Vaskulitis weiter triggern. Außerdem muss die Intensität der Immunsuppression an die Infekt- und Vaskulitisaktivität angepasst werden.

Quelle: Härle P. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2018; 71: 21

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Nach einer Chlamydophila-pneumoniae-Infektion erkrankte der 68-Jährige an einer schweren Hautvaskulitis. Nach einer Chlamydophila-pneumoniae-Infektion erkrankte der 68-Jährige an einer schweren Hautvaskulitis. © Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin
Hautvaskulitis an den Beinen Hautvaskulitis an den Beinen © Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin
Schon zu Beginn der Pneumonie waren leichte Exantheme sichtbar, dann bildeten sich konfluierende hämorrhagische Exantheme mit Blutblasen. Schon zu Beginn der Pneumonie waren leichte Exantheme sichtbar, dann bildeten sich konfluierende hämorrhagische Exantheme mit Blutblasen. © Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin