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Mancher Reflux schreit nach Fundoplicatio

Eine klassische Indikation für die Fundoplicatio ist die Hiatushernie. Denn (ausgeprägte) anatomische Veränderungen am gastroösophagealen Übergang lassen sich nicht endoskopisch korrigieren, so Professor Dr. Karl-Hermann Fuchs, Agaplesion Markus-Krankenhaus Frankfurt. Zumal die Ausdehnung oft unterschätzt wird: Wenn der Magen 3 cm nach oben rutscht, misst die gesamte Hernie etwa 5–6 cm, denn 2 cm Speiseröhre gehören eigentlich in den Bauchraum.
Überreiche Mahlzeiten schwächen den Sphinkter
Eine weitere wesentliche Ursache für anhaltende Reflux-Beschwerden ist der untere inkompetente Ösophagussphinkter. Zustande kommt diese Veränderung wahrscheinlich durch überreichliche Mahlzeiten. Diese führen zu einer Überdehnung des Fundus mit nachfolgender Verkürzung des Sphinkters. Das hat Konsequenzen für die Prognose: Patienten mit schlechtem Sphinkter sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in zehn Jahren noch refluxkrank, so Prof. Fuchs. Zudem weiß man heute, dass ein erheblicher Teil der Patienten mit nicht erosivem oder erosivem Reflux trotz säurehemmender Therapie progredient verläuft – auch wenn die Mehrheit mit einem PPI gut zurechtkommt.
Bei der Einschätzung der Operationsindikation stützt sich Prof. Fuchs auf die Kriterien der DGVS*-Leitlinie:
- Vorliegen einer Hiatushernie
- Typische Refluxsymptome
- Jahrelange Refluxanamnese
- Inkompetente Antirefluxbarriere (Manometrie)
- Pathologische Säureexposition, die mit Symptomen korreliert
- Positive PPI-Response
- PPI-Dosissteigerung erforderlich
- Lebensqualität reduziert
Wenn alle Kriterien erfüllt sind, steht der Empfehlung einer Fundoplicatio nichts im Weg – der Patient hat wohl eine progrediente Refluxkrankheit. Symptome trotz adäquater PPI-Therapie und schlechte Lebensqualität sprechen zusätzlich für die Op. Anders, wenn nur die Hälfte der Kriterien vorliegt: In solchen Fällen plädiert der Chirurg für eine Fortsetzung der konservativen Therapie. Denn das Fortschreiten der Erkrankung ist nicht belegt und der Patient kann sich – falls nötig – auch in drei Jahren noch operieren lassen.
Der (un)typische Fundoplicatio-Patient
Chirurgen, bleibt bei euren Leisten
Kontrovers diskutiert wird die Frage, ob eine Vollmanschette (Nissen) der Teilmanschette (Toupet) überlegen ist. Einige Studien bescheinigen der Toupet-Methode eine geringere Nebenwirkungsrate. In einer Analyse von erfahrenen Zentren zeigte aber die Nissen-Op. eine etwas niedrigere Dysphagie- und Reoperationsrate. In der Leitlinie heißt es, dass jeder Chirurg das Verfahren wählen sollte, das er am besten beherrscht. Die laparoskopische Fundoplicatio mindert die Beschwerden langfristig, selbst nach zehn Jahren ist noch eine Verbesserung der Lebensqualität nachweisbar. Allerdings gelingt dies nicht immer, 10–15 Jahre nach dem Eingriff nehmen 14 % der Patienten wieder PPI ein. Der häufigste Grund für ein Operationsversagen ist eine Migration des Hiatus, ausgelöst durch die mangelhafte Mobilisierung der Speiseröhre. Eine endoskopische Korrektur, also von innen, ist nur bei Patienten mit (fast) normaler Anatomie sinnvoll, betonte Prof. Fuchs. Die Indikation solcher lokaler Verfahren liegt zwischen der medikamentösen Therapie und der laparoskopischen Fundoplicatio, sie sollten dem chirurgischen Eingriff nicht Konkurrenz machen.*Deutsche Gesellschaft für Gastroenterolo-gie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Mannheim
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