Manchmal zahlt sich eine Knochenmarkpunktion auch bei über 90-Jährigen aus

Dr. Anja Braunwarth

Manchmal ist die Durchführung einer Punktion genau die richtige Entscheidung. Manchmal ist die Durchführung einer Punktion genau die richtige Entscheidung. © iStock/Shidlovski

Mit einer schweren Anämie kommt eine 91-Jährige in die Klinik. Die Basisuntersuchungen ergeben kein sicheres Ergebnis. Eine Knochenmarkpunktion rettet ihr offenbar das Leben.

Seit zehn Tagen klagte die rüstige Seniorin über progrediente Dyspnoe, ansonsten hatte sie keine Beschwerden. An Vorerkrankungen waren ein Diabetes, Adipositas und eine Hypertonie bekannt. Klinisch fielen u.a. diskrete Knöchelödeme beidseits auf, berichtete Professor Dr. Steffen Koschmieder­, Aachen. Der Hb betrug 5,6 g/dl, der Hkt 15,2 %, der Retikulozytenanteil lag bei 97 ‰. Das Ferritin war mit 678 ng/ml deutlich, CRP und LDH mäßig erhöht.

Unter dem Verdacht einer hämolytischen Anämie führten die Kollegen einen Coombs-Test durch, der sowohl direkt als auch indirekt positiv ausfiel. Außerdem fanden sich Wärmeautoantikörper, die Milz zeigte sich in der Sono vergrößert. Es deutete also alles auf eine autoimmunhämolytische Anämie mit Wärmeautoantikörpern (Wärme-AIHA) hin.

Helfen Kortikosteroide nicht weiter, muss die Milz raus

Bedarf es nun im hohen Alter noch einer Knochenmarkpunktion? Die Aachener Kollegen taten es – und es ergab sich der hochgradige Verdacht auf ein B-Zell-Lymphom. Die Wärme-AIHA verläuft oft schwer, letale Ausgänge sind v.a. bei Älteren beschrieben. Therapeutisch kommen zunächst Kortikosteroide zum Einsatz. Wirken sie nicht, kann man die Splenektomie erwägen. In refraktären Fällen hilft Rituximab und bekannte Grunderkrankungen sollen natürlich behandelt werden. Dieses Vorgehen wählten die Kollegen auch bei der Seniorin. Damit ist sie nun seit drei Jahren in Remission.

Knochenmarkpunktionen bei Hochbetagten zählen eher zu den Ausnahmen. Als mögliche Gründe für den Eingriff nannte Prof. Koschmieder eine Minderung von Leukos, Thrombos, Neutrophilen oder Panzytopenien, Anämien, Leukozytosen, chronische Thrombozytosen, Polyglobulie, Splenomegalie oder Lymphadenopathien. Bevor man zusticht, sollte aber immer klar sein, welche Konsequenz sich aus dem Befund ergibt, d.h., die Maßnahme bedarf gerade in hohem Alter der sorgfältigen Indikationsstellung, betonte der Aachener Internist.

Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Manchmal ist die Durchführung einer Punktion genau die richtige Entscheidung. Manchmal ist die Durchführung einer Punktion genau die richtige Entscheidung. © iStock/Shidlovski