Medikation beim benzodiazepinrefraktären Status wohl gleichwertig

Dr. Daniela Erhard

Nur knapp die Hälfte der Patienten war nach einer Stunde anfallsfrei. Nur knapp die Hälfte der Patienten war nach einer Stunde anfallsfrei. © shane – stock.adobe.com

Bleiben Benzodiazepine beim Status epilepticus ohne Wirkung, lohnt ein Versuch mit Levetiracetam, Fosphenytoin oder Valproat.

Dass Benzodiazepine als Erstlinientherapie beim Status epilepticus versagen, kommt regelmäßig vor. Bei bis zu einem Drittel der Behandelten hört der Anfall nicht auf. In einer groß angelegten Studie haben Professor Dr. Jaideep­ Kapur­ von der University of Virginia in Charlottesville und Kollegen nun untersucht, womit sich benzodiazepinrefraktäre Ereignisse durch Zweitlinientherapeutika in den Griff bekommen lassen.1

Die Studie fand bei laufendem Betrieb und somit unter Alltagsbedingungen in 57 US-amerikanischen Notaufnahmen statt und umfasste 384 Erwachsene und Kinder ab zwei Jahre. Alle waren vor Einlieferung erfolglos mit Diazepam, Lorazepam oder Midazolam behandelt worden. In den Notaufnahmen erhielten sie über ein speziell für die Studie vorbereitetes Set per Infusionspumpe über zehn Minuten entweder 60 mg/kgKG Levetiracetam, 20 mg/kgKG Fosphenytoin oder 40 mg/kgKG Valproat.

In jeder Gruppe sprach jeweils knapp die Hälfte der Teilnehmer auf die Therapie an. So waren unter Levetiracetam nach einer Stunde 68 von 145 Patienten (47 %) anfallsfrei, ohne dass weitere Antikonvulsiva benötigt worden waren. Unter Fosphenytoin traf dies auf 53 von 118 (45 %) und unter Valproat auf 56 von 121 Patienten (46 %) zu.

Wie die Studienautoren schreiben, stellte sich bei einigen Probanden im Nachhinein heraus, dass sie die Aufnahmekriterien für die Studie doch nicht erfüllt hatten. Schlossen sie diese Teilnehmer aus, ergab sich für jeden Wirkstoff eine Erfolgsquote von 47 %.

Für etwa jeden zehnten Patienten lagen akustische Aufzeichnungen des Statusgeschehens mit Zeitangaben vor. Demnach gelang es mit Valproat am schnellsten, die Anfälle zu stoppen. Durchschnittlich sieben Minuten brauchten die Teams mit diesem Medikament. Unter Levetir­acetam und Fosphenytoin dauerte es im Mittel 10,5 beziehungsweise 11,7 Minuten.

Rund jeder Zehnte erlitt rasch einen erneuten Anfall

Bezogen auf die Sicherheit unterschieden sich die Substanzen nicht. Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen waren intuba­tionspflichtige Atemdepression und Beeinträchtigungen des Bewusstseins, die bei etwa jedem Sechsten bzw. Vierten auftraten. Zudem erlitten etwa 11 % der Patienten innerhalb von einer bis zwölf Stunden nach der erfolgreichen i.v. Therapie einen erneuten Anfall – egal, mit welchem Wirkstoff er behandelt worden war. Die Hälfte der Patienten jeder Therapiegruppe konnte das Krankenhaus nach drei Tagen wieder verlassen.

Unterm Strich stehen somit auch nach Einschätzung von Professor Dr. Phil­ Smith­ vom University Hospital of Wales in Cardiff drei gleich gut wirksame Zweitlinien-Substanzen beim Status epilepticus zur Verfügung.2 Dies erweitere den Handlungsspielraum für Ärzte und könne die Chancen der Patienten verbessern.

Quellen:
1. Kapur J et al. N Engl J Med 2019; 381: 2103-2113; DOI: 10.1056/NEJMoa1905795
2. Smith PE. A.a.O.: 2171-2172; DOI: 10.1056/NEJMe1913775

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Nur knapp die Hälfte der Patienten war nach einer Stunde anfallsfrei. Nur knapp die Hälfte der Patienten war nach einer Stunde anfallsfrei. © shane – stock.adobe.com