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Mukoviszidose, Asthma, Schwangerschaft – Leitlinien für Krankheitskontrolle und Kindswohl

Eine Taskforce-Gruppe von European Respiratory Society und Thoracic Society of Australia and New Zealand (TSANZ) hatte sich vorgenommen, ein Standarddokument zum Thema Atemwegserkrankungen und Schwangerschaft zu erarbeiten. Der Enthusiasmus wich jedoch rasch der Erkenntnis, dass das Projekt zu groß geraten war. Übrig blieben die immer noch ehrgeizigen Themen Medikation, Konzeption, Schwangerschaft und Entbindung bei den im gebärfähigen Alter häufig anzutreffenden Krankheiten Asthma bronchiale, Mukoviszidose und Bronchiektasen.
Die Medikation wurde von den Experten eingeteilt in
- sicher (basierend auf Erfahrungen mit dem Wirkstoff selbst),
- wahrscheinlich sicher (basierend auf Erfahrungen mit der Substanzklasse) und
- vielleicht sicher (eher nicht für die erste Therapielinie geeignet).
Dabei beruhte die Einschätzung meist auf Expertenmeinungen und nicht auf klinischen Studien. Beim Jahres-Kongress der ERS gab es erstmals Details zu hören.
Asthma bronchiale
Asthmapatientinnen mit Kinderwunsch brauchen fast doppelt so lange, um schwanger zu werden, wie gesunde Frauen, berichtete Professor Dr. Vibeke Backer vom Bispebjerg-Frederiksberg Hospital der Universität Kopenhagen. Den meisten gelingt es aber, nur wenige bleiben ungewollt kinderlos. Verlängert ist die Zeit bis zur Schwangerschaft vor allem bei denen, die keine Asthmatherapie bekommen oder inhalative Steroide erhalten.
Während der Schwangerschaft sieht die Expertengruppe kurz und lang wirksame Beta-2-Agonisten (SABA und LABA) sowie inhalative Steroide (ICS) als sicher an. Systemische Steroide gelten allenfalls als zweite Wahl.
Allerdings ist zu beachten, dass die größte Gefahr für Mutter und Kind aus einem unkontrollierten Asthma resultiert, warnte Prof. Backer. SABA allein führen häufiger zu schlechter Asthmakontrolle, weshalb man der Patientin das ICS ans Herz legen sollte – eventuell in Form einer Bedarfstherapie mit Formoterol/ICS, wie sie die Global Initiative for Asthma, GINA, in ihren neuen Empfehlungen vorsieht.
Biologika sind ein schwieriges Thema. Vom Oldie Omalizumab (Anti-IgE) abgesehen gibt es wenig Erfahrungen bei Schwangeren. Omalizumab ist wahrscheinlich sicher, das legen auch die aktuellen Daten des EXPECT-Registers nahe, in dem 250 Schwangere erfasst sind. Zu Anti-IL-5 hat man noch keine validen Daten, geschweige denn zu Anti-IL-4/13. Aber: Wird eine Patientin darunter schwanger, ist es vermutlich gefährlicher, das Biologikum abzusetzen, die Krankheitskontrolle zu verlieren und dann ein orales Steroid zu geben, gab Prof. Backer zu bedenken.
Cystische Fibrose (CF) und Bronchiektasen
Mau ist die Datenlage zur Gravidität bei Mukoviszidose und vor allem bei Bronchiektasen. Was man weiß ist, dass Frauen mit CF umso größere Chancen auf eine unkomplizierte Schwangerschaft haben, je besser ihre Lungenfunktion ausfällt.
Die CFTR-Modulatoren Tezacaftor und Ivacaftor werden offenbar häufig während der Schwangerschaft (weiter) gegeben, ohne dass große Probleme erkennbar wären. ERS und TSANZ stufen sie daher als sicher ein, ebenso die bei Bronchiektasen eingesetzten inhalativen Antibiotika (Colistin und Aztreonam: wahrscheinlich sicher). Co-Trimoxazol und Doxycyclin sind für Schwangere ungeeignet.
Kongressbericht: ERS International Congress 2019
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