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Narbenbehandlung: Topika lindern Wülste, Juckreiz und Schmerz

Hypertrophe Narben überschreiten in der Regel nicht die Grenzen der ursprünglichen Wunde und entwickeln sich meist früh, d.h. innerhalb von sechs Monaten nach der Verletzung. Keloide dagegen wachsen über die Grenzen hinaus, erscheinen später und bilden sich im Gegensatz zu ihren hypertrophen Pendants nicht zurück. Viele Narbenpatienten leiden neben der ästhetischen Belastung unter Juckreiz und Schmerzen.
Wichtig für die Praxis: Überschießende Narben lassen sich leichter verhindern als behandeln. Darauf sollte man schon bei der OP-Planung achten, erklärte Dr. Felix Jacobs, Dermatologe in Kulmbach. Auch der Patient kann einiges dazu beitragen, indem er frischen Narben wenig Zug aussetzt und sie konsequent vor Sonne schützt. Außerdem sollte er sie anfangs mindestens zweimal täglich mit glyzerin- oder panthenolhaltigen Externa massieren – zwei bis drei Minuten mit kreisenden Bewegungen.
Silikonhaltige Externa frühestens nach Fadenzug
Eine wichtige Rolle in der Prophylaxe und Therapie spielen inzwischen silikonhaltige Externa, die als Gel, Gelfolie, Pflaster und inzwischen auch als Spray eingesetzt werden können. Der Wirkmechanismus beruht wahrscheinlich auf einer Förderung der Kollagenase-Aktivität und auf einer Senkung der Fibroblastenproliferation. Die Anwendung sollte frühestens nach dem Fadenzug oder ab dem 14. postoperativen Tag beginnen.
Um eine überschießende Narbenbildung zu verhindern, riet der Experte dazu, die Topika zweimal täglich über mindestens zwei, besser sechs Monate anzuwenden. Vor der Applikation wird eine Narbenmassage empfohlen (Cremereste abwischen). Inzwischen gibt es über 70 Studien zu silikonhaltigen Externa. Die meisten zeigen eine Verbesserung der Narbenqualität und einen Rückgang der Rötung bei früher und regelmäßiger Anwendung.
Eine zweite Gruppe von Narbentopika wirkt auf der Basis von Zwiebel-Extrakt, ggf. ergänzt durch Heparin und Allantoin. Postuliert wird auch hier eine Hemmung der Fibroblastenproliferation, außerdem ein antiinflammatorischer Effekt. Allerdings enthalten Zwiebelextrakte Duft- und Konservierungsstoffe und haben deshalb ein höheres allergenes Potenzial, so Dr. Jacobs. Außerdem trocknet das Gel relativ langsam, erfordert also mehr Geduld. In einer Vergleichsstudie wirkte Silikongel signifikant besser auf Rötung, Erhabenheit und Festigkeit der Narbe als Zwiebelextrakt.
Eine internationale Leitlinie, die im Gegensatz zum deutschen Pendant noch gültig ist, empfiehlt die Prävention von hypertrophen Narben und Keloiden mit silikonhaltigen Externa bei hohem oder erhöhtem Risiko bzw. bei ängstlichen Patienten. Zur Therapie eignet es sich bei frischen hypertrophen Narben ebenso wie bei juckenden, fortgeschrittenen Exemplaren oder Verbrennungsrelikten. Bei kleinen Keloiden sollte das externe Silikon mit intraläsionalen Steroiden kombiniert werden.
Überschießenden Narben bei Risikopatienten vorbeugen
Ziel ist es, die Ausdehnung der Narbe zu reduzieren und für ein besseres kosmetisches Ergebnis zu sorgen. Außerdem lassen sich mit der Therpaie Begleitbeschwerden wie Juckreiz, Schmerzen und Funktionseinbußen lindern. Normale Haut lässt sich nicht mehr erreichen, was man dem Patienten auch sagen muss, betonte Dr. Jacobs. Der Kulmbacher Dermatologe verwendet Narbentopika in der Prävention bei Risikopatienten, z.B. familiärer Disposition, Brandnarben oder Angst um die Ästhetik. Bei bereits bestehenden überschießenden Narben eignen sich silikonhaltige Topika nicht als alleinige Option, aber immer als begleitende Therapie.
Quelle: DERM 2019 – Fachtagung dermatologische Praxis
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