Nephropathie: Risiko für Laktatazidosen scheint unter Metformin nicht wesentlich anzusteigen

Dr. Judith Lorenz

In die Studie flossen die Daten von 10.862 Patienten ein. In die Studie flossen die Daten von 10.862 Patienten ein. © iStock/fotofrog

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und eingeschränkter Nierenfunktion wird oft von Metformin abgesehen. Grund ist ein erhöhtes Risiko für Laktatazidosen – eine retrospektive Studie stellt dies nun infrage.

Die gefürchtete Komplikation der Laktatazidose tritt unter Metformin insgesamt nur sehr selten auf. Ob dies auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes und diabetischer Nephropathie gilt, untersuchten Forscher um Soie Kwon an der Universität Seoul im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie.

Sie werteten die Daten von 10.862 Patienten aus, die zwischen 2001 und 2016 an zwei nephrologischen Zentren in Seoul betreut worden waren. 4597 von ihnen hatten in diesem Zeitraum über mindestens drei Monate Metformin angewendet. Studienendpunkte waren die Gesamtmortalität, die Progression der diabetischen Nephropathie zur terminalen Niereninsuffizienz sowie die Inzidenz der medikamenteninduzierten Laktatazidose.

Insgesamt starben rund 14 % der Metforminanwender und 27 % der Patienten der Vergleichsgruppe. Dies entsprach einer Risikoreduktion durch Metformin um 42 %. Auch bezüglich der renalen Pro­gnose waren die Metforminanwender im Vorteil: Bei 11 % von ihnen schritt die Niereninsuffizienz vo­ran, demgegenüber bei 25 % in der Kontrollgruppe.

Da sich die beiden Patientenkollektive deutlich bezüglich der Basischarakteristika unterschieden – die Metforminanwender hatten einen höheren Body Mass Index und HbA1c-Wert sowie initial eine bessere geschätzte glomeruläre Filtrationsrate –, verglichen die Wissenschaftler je 2704 Metformin- und Nicht-Metforminanwender mittels Propensity-Score-Matching (PSM) miteinander.

Die Auswertung der PSM-Daten bestätigte die Gesamtanalyse: Metforminanwender waren bezüglich der Gesamtmortalität und bei der Progression der renalen Einschränkungen signifikant im Vorteil. Insgesamt traten im Studienkollektiv bei 228 Patienten 249 Laktatazidosen auf – allerdings nur in einem Fall infolge der Metformingabe. Weder im Gesamt- noch im gematchten Kollektiv erhöhte Metformin das allgemeine Laktatazidoserisiko signifikant. Zum Vergleich: Bei Insulintherapie stieg das Laktatazidoserisiko um mehr als das Fünffache.

Vorsichtige Schlussfolgerung bietet Stoff für künftige Studien

Menschen mit Typ-2-Diabetes mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz profitieren möglicherweise hinsichtlich der Überlebensprognose sowie der Progression der renalen Problematik von einer Behandlung mit Metformin, ohne dass dabei das Risiko für eine Laktatazidose wesentlich steigt, so die vorsichtige Schlussfolgerung der Experten. Sollten sich diese Beobachtungen in prospektiven, randomisierten Studien bestätigen, könnte das die Therapie des Typ-2-Diabetes nachhaltig verändern.

Quelle: Kwon S et al. Diabetes Care 2020; 43: 948-955; DOI: 10.2337/dc19-0936

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In die Studie flossen die Daten von 10.862 Patienten ein. In die Studie flossen die Daten von 10.862 Patienten ein. © iStock/fotofrog