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Orale Antibiotika reichen bei unkomplizierter Appendizitis oft aus
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Bei Patienten mit einer unkomplizierten akuten Appendizitis sind Antibiotika eine leitlinienempfohlene und preisgünstige Alternative zur Appendektomie. Die Therapieerfolge beider Strategien sind kurz- als auch langfristig miteinander vergleichbar. Eine Blinddarm-OP bei Rezidiv nach primärer Antibiotikabehandlung führt zu keinen Nachteilen.
Die Antibiotikagabe ist gerade auch zu Coronazeiten interessant, zumal sie ambulant erfolgen kann oder nur mit einem verhältnismäßig kurzen Krankenhausaufenthalt einhergeht. Ideal wäre es, wenn die Behandlung durchgehend mit oralen Antibiotika und damit komplett ambulant erfolgen könnte.
Eine aktuelle prospektive Studie gibt dafür grünes Licht – allerdings nicht ganz uneingeschränkt. Bei Patienten mit akuter unkomplizierter Appendizitis übertraf eine alleinige orale Antibiotikagabe zwar die im Vorfeld als Mindestwert festgelegte Erfolgsquote von über 65 %. Den prädefinierten zweiten Studienendpunkt Nichtunterlegenheit erreichte die alleinige Oralgabe aber nicht.
In der Studie waren orales Moxifloxacin 400 mg/d über sieben Tage (n = 295) vs. Ertapenem 1 g/d über zwei Tage, gefolgt von Levofloxacin 500 mg/d plus dreimal täglich Metronidazol 500 mg über fünf Tage (n = 288) eingesetzt worden. Die Diagnose unkomplizierte Appendizitis hatte man jeweils per Computertomographie verifiziert.
Ein Therapieerfolg, definiert als Klinikentlassung ohne Appendektomie gefolgt von einem Jahr ohne Rezidive, trat bei 70,2 % der Oral-Gruppe und 73,8 % der Kombigruppe ein. Die prädefinierte Nichtunterlegenheitsgrenze von 6 % wurde allerdings knapp verfehlt.
Insgesamt schnitt die orale Behandlung gut ab, schreiben die Autoren um Dr. Suvi Sippola vom Turku University Hospital. Sie geben aber zu bedenken: Die Studie wurde noch vor Beginn der Coronapandemie konzipiert. Vermutlich würde man heute die Nichtunterlegenheitsgrenze großzügiger festlegen, da das Vermeiden eines Krankenhausaufenthalts inzwischen mehr Gewicht habe als zuvor.
Quelle: Sippola S et al. JAMA 2021; 325: 353-362; DOI: 10.1001/jama.2020.23525
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