Real-World-Daten vielversprechender als die Ergebnisse aus den Zulassungsstudien

Dr. Angelika Bischoff

Das Update der S3-Leitlinie Colitis ulcerosa aus diesem Jahr enthält einige neue Therapieoptionen. (Agenturfoto) Das Update der S3-Leitlinie Colitis ulcerosa aus diesem Jahr enthält einige neue Therapieoptionen. (Agenturfoto) © Apichat – stock.adobe.com

Für Colitis ulcerosa gibt es einige neue Substanzen, die offenbar im echten Leben noch besser abschneiden als in den Zulassungstudien. Doch haben diese Daten aus dem Ausland wenig mit der deutschen Realität zu tun.

Das Update der S3-Leitlinie Colitis ulcerosa aus diesem Jahr enthält einige neue Therapieoptionen. Sie sind gedacht für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Krankheitsaktivität, die unzureichend auf systemische Steroide ansprechen oder bei denen Kontraindikationen bzw. Intoleranzen dagegen vorliegen.

Hinzugekommen sind die Januskinase(JAK)-Inhibitoren Tofacitinib (5 oder 10 mg zweimal täglich) und Filgotinib (200 mg) sowie der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator Ozanimod. Auch der JAK-Inhibitor Upadacitinib ist inzwischen zugelassen, hat aber noch nicht Eingang gefunden in die Leitlinie. Während Tofacitinib mehrere Januskinasen hemmt, wirken Filgotinib und Upadacitinib stärker JAK1-spezifisch. Real-World-Daten liegen bisher nur für Tofacitinib vor, beispielsweise aus Großbritannien. Diese sind vielversprechender als die Daten aus den Zulassungsstudien, spiegeln allerdings nach Ansicht von Prof. Dr. Britta Siegmund, Charité – Universitätsmedizin Berlin, nicht die deutsche Realität wider.

Auffällig ist vor allem der mit 44 % vergleichsweise geringe Anteil von Patienten, die eine Vorbehandlung mit Anti-TNF-a-Therapien erhalten haben. Fast 20 % hatten gar keine Vortherapie bekommen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Therapieresponse nicht ganz so spektakulär, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Denn biologikanaive Patienten sprechen erfahrungsgemäß besser an als biologikaerfahrene. Nach acht Wochen konnte man bei 74 % der Patienten ein Ansprechen verzeichnen und bei 57 % eine Remission. 48 % der Teilnehmer hatten bis zu diesem Zeitpunkt eine steroidfreie Remission erreicht.

Näher an der deutschen Realität ist nach Ansicht der Kollegin das Kollektiv der spanischen Real-World-Studie ENEIDA. Alle Patienten hatten bereits Biologika erhalten. Eine Response nach acht Wochen war bei 60 % der Patienten eingetreten, eine Remission bei 31 %. Das ist etwas mehr als in den Zulassungsstudien, liegt aber sehr nahe daran, so Prof. Siegmund.

Publikation wirbelte dieses Jahr viel Staub auf

Umfangreiche Sicherheitsdaten für Tofacitinib hat die Auswertung einer Kohorte von 260 Patienten mit Colitis ulcerosa aus amerikanischen Zentren gebracht. Während eines median sechs Monate langen Follow-ups traten unter 10 mg Tofacitinib unerwünschte Effekte in einer Häufigkeit von knapp 16 % auf. Etwa ein Drittel davon waren schwere Nebenwirkungen, darunter Herpes zoster und thrombotische Ereignisse.

Viel Staub aufgewirbelt hat dieses Jahr eine Publikation, laut der man unter Tofacitinib ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und solide Tumoren festgestellt hat. Die Diskussion darüber hält noch immer an. Das erhöhte Risiko für Herpes zoster unter der Substanz ist ein bekannter Effekt, dem man aber durch eine Impfung gut gegensteuern kann.

Auch für Ozanimod, eine Substanz mit einem ganz neuen Wirkmechanismus in der Therapie der Colitis ulcerosa, gibt es bisher nur Daten aus der Zulassungsstudie. Auf Ozanimod sprechen die Patienten nach einer aktuellen Analyse dieser Studie sehr schnell an. Schon nach zwei Wochen ist ein klarer Unterschied zu Placebo erkennbar.

Quelle: Viszeralmedizin 2022

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Das Update der S3-Leitlinie Colitis ulcerosa aus diesem Jahr enthält einige neue Therapieoptionen. (Agenturfoto) Das Update der S3-Leitlinie Colitis ulcerosa aus diesem Jahr enthält einige neue Therapieoptionen. (Agenturfoto) © Apichat – stock.adobe.com