Pyoderma gangraenosum bei Colitis ulcerosa: Beinulkus mit gastroenterologischer Ursache

Dr. Andrea Wülker

Die Anamnese ergibt, dass bei der Patientin vor 13 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert wurde. (Agenturfoto) Die Anamnese ergibt, dass bei der Patientin vor 13 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert wurde. (Agenturfoto) © iStock/MarianVejcik

Keinen Diabetes, keine PAVK und eine Hautkrankheit hatte die Patientin zuvor auch nicht: Das Ulkus am Bein ist aufgrund einer anderen Erkrankung entstanden.

Alles beginnt mit einer kleinen Pustel an der Unterschenkelinnenseite. Die zunächst unscheinbare Veränderung wächst sich zu einem 7 x 2,5 cm großen Ulkus aus, das seit Monaten nicht heilt und bei der 23-jährigen Patientin für erhebliche Schmerzen sorgt. Schließlich entscheidet sich die junge Frau, die Spezialisten von der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt aufzusuchen.

Ausgeprägter Vitamin-D-Mangel und erhöhtes CRP

Die Dermatologen bemerken einen schmierig belegten Wundgrund der Ulzeration sowie einen erythematös-lividen aufgeworfenen Randwall. Umgeben ist die Läsion von rötlich-bräunlichen Hyperpigmentierungen, berichtete Assistenzärztin Caroline Fürll zusammen mit ihrer niedergelassenen Kollegin Dr. Katy Mederacke.

Die Anamnese ergibt, dass bei der Patientin vor 13 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert wurde. Eine internistische Therapie erhält die Frau aktuell nicht, obwohl sie von bis zu fünf breiigen Stühlen am Tag berichtet. Bei den Laborwerten fallen ein erhöhtes C-reaktives Protein, hypochrome Erythrozyten und ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel ins Auge.

Weniger Schmerzen nach kombinierter Therapie

Die Patientin wird den Gastroenterologen vorgestellt, die eine gründliche Diagnostik durchführen. Die Histologie ergibt eine geringgradige floride Ileitis, floride Proktokolitis und aktive Gastritis. Der Befund aus der Koloskopie lautet „schwere ulzeröse Colitis“. Demnach liegt bei der jungen Frau ein Pyoderma gangraenosum bei Colitis ulcerosa vor, das interdisziplinär behandelt werden muss.

Zunächst erhält die Patientin eine Woche lang Prednisolon (60 mg i.v.). Im Anschluss daran wird die Therapie auf eine orale Applikation umgestellt und die Steroiddosis wöchentlich um 10 mg gesenkt. Zusätzlich behandeln die Kollegen mit Pantoprazol und Mesalazin. Für die Langzeittherapie wurde die junge Frau auf Adalimumab umgestellt und von einer gastroenterologischen Praxis mitbetreut.

Der Hautbefund wird topisch zunächst mit Clobetasol 17a-Propionat und dann mit Pasta exsiccans (50%ige Zinkoxidpaste mit 10 % Bismutgallat) behandelt. Aufgrund der sehr langsamen Epithelisierung erhält die Frau Pasta argenti nitrici 1 %. Zusammen mit der systemischen Therapie lässt sich so eine Epithelisierung erreichen. Gleichzeitig gehen die Schmerzen der Patientin deutlich zurück.

Das Pyoderma gangraenosum ist eine seltene neutrophile Hauterkrankung, die vor allem bei Patienten im dritten bis sechsten Lebensjahrzehnt beobachtet wird. Häufig ist es mit anderen Erkrankungen assoziiert – insbesondere mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Quelle: Hansel G, Koch A, Wollina U. „Dresdner Dermatologische Demonstration 2019 – 6. April 2019“, Akt Dermatol 2020; 46: 114-122; DOI: 10.1055/a-09701529

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Die Anamnese ergibt, dass bei der Patientin vor 13 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert wurde. (Agenturfoto) Die Anamnese ergibt, dass bei der Patientin vor 13 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert wurde. (Agenturfoto) © iStock/MarianVejcik