
Stille epileptische Anfälle hörbar gemacht

Standardmäßig erfolgt die Diagnostik bei Patienten mit Bewusstseinsstörungen und/oder Verdacht auf subklinische Anfälle ohne generalisierte Krämpfe mittels EEG – idealerweise zeitnah abgeleitet und interpretiert, vor allem, um einen nicht-konvulsiven Status epilepticus rechtzeitig zu erkennen. In der Praxis vergehen allerdings durchaus auch mal mehrere Stunden, bis ein Experte sich die Hirnwellen angeschaut hat.
Das brachte den musikbegeisterten Professor Dr. Josef Parvizi, Neurologe am Stanford University Medical Center, auf die Idee, die rhythmisch fluktuierenden EEG-Wellen in akustische Signale umzuwandeln. Mithilfe eines Musikprofessors und IT-versierter Tontechniker gelang dann tatsächlich eine „Sonifikation“ von EEG. Ihr typischer Klang und ihre Rhythmik im stillen Anfall lassen sich selbst bei nur kurzem Hören auch von untrainiertem medizinischem Personal identifizieren.
In einer kleinen monozentrischen Proof-of-Concept-Studie untersuchte das Team aus Neurologen und Akustikexperten die Tauglichkeit ihres „Hirnstethoskops“ an 84 ausgewählten EEGs. Medizinstudenten und Krankenschwestern sollten anhand von 15-Sekunden-Sequenzen der geräuschtransformierten Wellen stille Anfälle von normaler Hirnaktivität unterscheiden. Zur Kontrolle werteten Fachärzte und Medizinstudenten die EEGs in klassischer Weise aus.
Befund per Audio deckte sich zu 95 % mit dem per Grafik
Das Ergebnis erstaunt: In rund 95% der Fälle deckte sich der Befund per Audio-EEG durch Nicht-Experten mit der Diagnose per EEG-Wellendarstellung. An Sensitivität und Spezifität muss zwar noch etwas gefeilt werden, dennoch eignet sich das Audio-EEG theoretisch durchaus als schnell verfügbares Screeninginstrument für nicht-konvulsive Anfälle, schreiben die Autoren.
Quelle: Parvizi J et al. Epilepsia 2018; 59: 877-884
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).