Strategiewechsel beim Hochrisiko-Myelom

Friederike Klein

Außer Zytogenetik sollen auch zielgerichtet behandelbare Mutationen berücksichtigt werden. Außer Zytogenetik sollen auch zielgerichtet behandelbare Mutationen berücksichtigt werden. © angellodeco – stock.adobe.com

Patienten mit einem multiplen Myelom und hohem Risiko erreichen vergleichsweise selten eine MRD-Negativität. Damit ist auch die Aussicht auf eine lang anhaltende Rezidivfreiheit getrübt. Verschiedene Ansätze sollen helfen, die Situation zu verbessern.

Aktuell erreicht nur etwa ein Viertel der Patienten mit multiplem Myelom und der zytogenetischen Hochrisiko-Alteration del17p eine Freiheit von minimaler Resterkrankung (MRD), berichtete Professor Dr. Florian Bassermann vom Klinikum rechts der Isar, München. Bei einem Hochrisiko-Myelom brauche es deshalb neue Strategien, um das Ziel der MRD-Freiheit als Voraussetzung für ein langes rezidivfreies Überleben zu erreichen. Zwei neue immunologische Therapieansätze nutzen das Myelom-Antigen BCMA als Zielstruktur:

CAR-T-Zell-Therapie

Bb2121 ist ein Produkt mit allogenen T-Zellen, die gentechnisch mit chimären Antigenrezeptoren (CAR) gegen BCMA ausgestattet wurden. In einer Phase-1-Studie wurde das CAR-T-Zell-Produkt von 33 Patienten mit einem rezidivierten oder refraktären multiplen Myelom meist gut toleriert. Die Teilnehmer hatten vorab bereits verschiedene Therapien inklusive einer Stammzelltransplantation erhalten.

Das Ergebnis: Die Gesamtansprechrate lag bei 85 %, 15 Patienten (45 %) erreichten ein Komplettansprechen. Für 16 Patienten mit komplettem oder partiellem Ansprechen lagen zudem Ergebnisse zur MRD vor – alle erreichten eine Negativität.1 Im wirksamen Dosisbereich lag das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) bei 11,8 Monaten. In diesem Kollektiv von Patienten sei das sehr vielversprechend, betonte der Referent.

Therapie mittels BiTE

Mit dem bispezifischen Antikörperkonstrukt (BiTE) mit BCMA-Antikörperanteil AMG420 wurden in einer Pilotstudie ähnlich stark vorbehandelte Patienten eingeschlossen.2 Neben BCMA bindet der Antikörper das CD3-Antigen. Das Therapieansprechen nannte Prof. Bassermann erstaunlich. Bei der wirksamen Dosis von 400 µg pro Tag erreichten sieben von zehn Teilnehmer ein Ansprechen und fünf ein Komplettansprechen mit MRD-Freiheit. Dieses hielt bei vier Patienten über mehr als acht Monate an.

Weitere zielgerichtete Therapien in Testphase

Eine ganz neue Ebene der Komplexität wird die Therapie des multiplen Myeloms erhalten, wenn nicht nur die Zytogenetik berücksichtigt wird, sondern auch weitere Mutationen mit einbezogen werden, die mit zielgerichteten Therapien zu behandeln sind. Wie der Experte erläuterte, soll in dem Studienprogramm MyDRUG (NCT03732703) der US-amerikanischen Multiple Myeloma Research Foundation die personalisierte Therapie beim Hochrisiko-Myelom nach dem Ergebnis eines Genpanel-Tests untersucht werden.

Dabei kommen viele aus anderen Neoplasien bekannte Genmutationen zum Tragen, etwa RAF/RAS-Mutationen, die für eine Therapie mit MEK-Inhibitoren sensibilisieren. Auch IDH-aktivierende Mutationen oder den CDK-Signalweg aktivierende Alterationen, die durch die Behandlung mit entsprechenden Inhibitoren gezielt angesprochen werden können, gehören dazu.

Prof. Bassermann glaubt, dass es nicht mehr lange dauert, bis jeder Patient mit multiplem Myelom auch mit einem Genpanel untersucht wird, um eine personalisierte Therapie zu ermöglichen. 

Quellen:
1. Raje N et al. N Engl J Med 2019; 380: 1726-1737; DOI: 10.1056/NEJMoa1817226
2. Topp M et al. EHA 2019; S825

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Außer Zytogenetik sollen auch zielgerichtet behandelbare Mutationen berücksichtigt werden. Außer Zytogenetik sollen auch zielgerichtet behandelbare Mutationen berücksichtigt werden. © angellodeco – stock.adobe.com