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Unterschiede zwischen den Antidepressiva aufgedeckt

Nicht erst seit kurzem wird darüber diskutiert, wie wirksam Antidepressiva tatsächlich sind. Mit der bislang größten Netzwerkmetaanalyse, in die 522 randomisierte kontrollierte Studien einbezogen worden waren, hatten Kollegen um Dr. Andrea Cipriani sicher einen Großteil der Zweifel ausräumen und den Nutzen bei Major Depression klar aufzeigen können – da war sich Professor Dr. Stefan Leucht von der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, TU München, sicher.
Alle getesteten 21 Präparate waren Placebo überlegen
In ihrer Arbeit hatten die Wissenschaftler insgesamt 21 Medikamente, die zur Behandlung von Erwachsenen mit Major Depression zugelassen sind, untereinander sowie gegen Placebo verglichen.¹ Wie sich zeigte, waren alle Substanzen den Scheinmedikamenten überlegen. Der Unterschied zu Placebo fiel für Amitriptylin am deutlichsten (Odds Ratio, OR 2,13) und für Reboxetin am schwächsten aus (OR 1,37).
Durchblick im Substanzdschungel
- Stufe 1: (bei leichteren Depressionen evtl. hoch dosiertes Johanniskraut); ansonsten die SSRI Escitalopram oder Sertralin
- Stufe 2: hoch dosiertes Venlafaxin (mind. 225 mg/d, stationär auch 375 mg), alternativ SSNRI Milnacipran oder SSRI plus Mirtazapin
- Stufe 3: Lithium, ggf. vorher auf trizyklische Antidepressiva umstellen, z.B. Amitriptylin
Langes Warten auf die nur mäßig wirksame KVT
Auf Antidepressiva verzichten könne man in der Praxis nicht, meinte Professor Dr. Klaus Lieb, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz. Nicht jeder Patient erhalte zeitnah einen Psychotherapieplatz oder wünsche diese Therapie. Zudem liege auch die Effektstärke z.B. der kognitiven Verhaltenstherapie nur bei moderaten 0,34, sagte Prof. Lieb.Kongressbericht Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) Kongress 2018
Quelle:
¹ Cipriani A et al. Lancet 2018; 391: 1357-1366
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