
Vom Giemen zum Asthma

Eine aktuelle Auswertung elektronischer Gesundheitsdaten von einer Million Vorschulkindern aus England ergab, dass im Jahr 2017 7,7 % von ihnen an einem Giemen (Wheeze) litten.1 In den ersten zwei Jahren wurden 15,8 % der Wheeze-Kinder in einer Notfallambulanz behandelt und 13,9 % stationär.
Steroideinsatz offenbart diagnostische Unsicherheiten
Im Follow-up über sechs Jahre erkrankten 35 % der Kinder bis zum Schulalter an Asthma. Als Risikofaktoren dafür ließen sich altbekannte identifizieren:
- schweres oder häufiges Giemen
- Frühgeburtlichkeit
- Asthma der Mutter
- Atopie
- erstes Wheezing-Ereignis im September
Von den Kindern mit Wheeze hatten 35 % inhalative Glukokortikoide erhalten und 15 % sogar orale. Das weist darauf hin, dass es viel Unsicherheit gibt darin, wann bei giemenden Kleinkindern ein Asthma diagnostiziert werden kann und wie man es dann behandelt, sagte Professor Dr. Monika Gappa, von der Klinik für Kinder und Jugendliche am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf.
Zur Orientierung hilft der Asthma Predictive Index (API), der als Prognosekriterium eingeführt wurde. Darein fließen Intervallsymptome, atopische Erkrankungen, Familienanamnese, sIgE/Prick und Eosinophilenzahl. Er nützt vor allem, wenn er negativ ausfällt, denn das deutet mit hoher Sicherheit darauf hin, dass sich eher kein Asthma entwickeln wird. Ein positiver API zeigt zwar ein mäßiges Risiko für die Entwicklung eines Asthmas an, aber weist nach einer retrospektiven Analyse eine Sensitivität von nur < 30 % auf. „Das ist klinisch für eine Diagnose kaum hilfreich“, sagte Prof. Gappa.
Die Nationale Versorgungsleitlinie hilft hinsichtlich der Asthmadiagnostik bei Kleinkindern nicht weiter, da sie die Objektivierung mittels Prüfung der Lungenfunktion oder bronchialen Hyperreagibilität fordert. Das lässt sich bei kleinen Kindern noch nicht machen. Besser bildet das DMP Asthma 1–5 Jahre die Altersgruppe ab. Hier können Kinder nach bestimmten Kriterien eingeschrieben werden (siehe Kasten).
Kriterien für das Einschreiben von Kindern zwischen ein und fünf Jahren ins DMP
- Giemen auch unabhängig von Infekten
- stationärer Aufenthalt wegen obstruktiver Symptome
- atopische Erkrankung
- Nachweis einer Sensibilisierung
- Asthma bronchiale bei Eltern oder Geschwistern
- ärztlich verifiziertes Giemen, rezidivierend, auch ohne Infekt
- kein Anhalt für eine alternative Diagnose
- eigene atopische Erkrankung oder atopische Familienanamnese
- nachgewiesene inhalative Sensibilisierung
Behandlungseffekt nach acht Wochen prüfen
Bei rezidivierenden oder belastenden Symptomen können niedrig dosierte inhalative Kortikosteroide (ICS) dazukommen (z.B. 2 x 50 µg Fluticason). Bisher gibt es zwar keine Evidenz dafür, dass eine frühe Therapie mit inhalativen Steroiden (ICS) den Krankheitsverlauf langfristig günstig beeinflusst. Aber die Symptomlast lässt sich damit dauerhaft senken. Besonders gut sprechen Kinder mit inhalativer Sensibilisierung und/oder Eosinophilie > 300/µl auf die Steroide an. Nach acht Wochen sollte man die Wirksamkeit der Therapie überprüfen. Sind die Beschwerden unter Kontrolle, kann man über eine Step-down-Strategie nachdenken.1. Bloom CI et al. J Allergy Clin Immunol 2021; 147: 1949-1958; DOI: 10.1016/j.jaci.2020.12.643
Kongressbericht: 16. Deutscher Allergiekongress
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