Arzt und Unternehmer – „Darin sehe ich keinen Widerspruch"
Dr. Johannes Buderer ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie. Dynamische 60 Jahre alt, seit 25 Jahren niedergelassener Hausarzt in einer kleinen baden-württembergischen Stadt, verheiratet, zwei Söhne, eine Tochter. Nacht- und Wochenendarbeit gehören für den Arzt auch mal dazu. „Wir sind rege“, sagt er über sich selbst und seine Familie. Im Anschluss an seinen Praxistag und unser Gespräch fährt er noch mal ins Altenheim, einen Patienten versorgen. „Ich mach das grad noch“, sagt er in bedächtigem süddeutschem Tonfall.
Wer seinen Namen in die Suchmaschine eingibt, findet die Homepages dreier Arztpraxen, eines Unternehmens sowie mehrere gepflegte Social-Media-Kanäle. Der Mann ist wirklich rege. Ein Unternehmender.
„Es kommt darauf an, zu erkennen, welcher Patient mehr Aufmerksamkeit und Zeit benötigt"
Dabei hat auch Dr. Buderer die Herausforderungen einer täglich großen Patientenzahl zu stemmen. „Ich hatte heute vormittag fast 40 Patienten“, beantwortet er die Frage, ob er denn genug Zeit für seine Patienten hat. „Es kommt darauf an, zu erkennen, welcher Patient mehr Aufmerksamkeit und Zeit benötigt.“
Als niedergelassener Arzt sei er gleichzeitig immer auch Unternehmer. „Darin sehe ich keinen Widerspruch“, fügt er nach kurzem Überlegen hinzu. Im Gegenteil: Das passe gut zusammen – hier wie da ginge es darum, Bedürfnisse von Menschen zu erkennen und Antworten darauf zu geben. Und Fleiß sei nur eine der Voraussetzungen: Ohne strategische Überlegungen und klare Entscheidungen ließe sich nichts aufbauen. Die ersten Erfahrungen in puncto Unternehmensführung haben er und seine Familie in einem nebenerwerblichen Betrieb gemacht, auch im gesundheitlichen Bereich. Daher wisse er, dass letztlich die Mitarbeiter die wichtigste Ressource sind. „In der Praxis heißt das: Das sind nicht meine Helferinnen – es sind Fachangestellte. Die Verantwortung dafür, ob sie sich als Teil begreifen, trage überwiegend ich selbst.“
Im letzten Jahr ist die Zahl seiner Mitarbeiter von sechs auf 30 angewachsen. „Das war nicht leicht“, sagt Dr. Buderer. Auf dem Bewertungsportal jameda finden sich neben den positiven Stimmen auch solche, die spüren lassen, dass diese Umwälzungen nicht an allen Patienten spurlos vorübergegangen sind.
18 Hausarztsitze unbesetzt: Grund genug für ein MVZ
Doch fast an seine Grenzen gestoßen wäre Dr. Buderer an einem früheren Punkt seiner Unternehmungen. „Geht man nach dem Schlüssel ‚ein Hausarzt für 1661 Einwohner‘, sind im Planungsgebiet bereits 18 Hausarztsitze unbesetzt und die ersten geben ihren Sitz ohne Nachfolger ab“, beschreibt der Hausarzt die Situation. Grund genug für einen Unternehmenden, auf die Idee zu kommen, ein MVZ zu gründen.
Dabei ist die Gründung eines MVZ kein Pappenstiel. Den abgebenden Arzt mühsam von den Vorteilen einer Übergangskooperation überzeugen, die Finanzierung mit der Bank und eventuellen Förderstellen klären, eine passende Immobilie finden – alles das hat Dr. Buderer einige Energie gekostet. Das ist normal.
Doch für den alteingesessenen Hausarzt völlig überraschend stolperte er dann auch über die Zulassungsstelle, die ihm signalisierte, dass sein Konstrukt Schwierigkeiten machen würde. Denn: Dr. Buderer wollte alleine gründen. Und zwar ein MVZ, eine BAG sei keine Alternative. „Ich habe Kollegen, die eine Gemeinschaftspraxis gegründet haben. Jetzt sind sie auf drei Angestellte beschränkt und müssen selbst vor Ort sein.“
Somit blieb nur ein Modell übrig: ein MVZ mit einer GmbH als Trägergesellschaft. Das geht auch als Einzelperson – allerdings nicht in Baden-Württemberg, so die KV, erzählt Dr. Buderer. Sie wünschte sich unbedingt einen zweiten Gesellschafter bei dieser Gründung. Dr. Buderers Anwalt, Dr. Florian Hölzel aus Wiesbaden, wunderte sich über die strengen Anforderungen (siehe Kasten).