Die Reform des Bereitschaftsdiensts bewegt die Gemüter der bayerischen Vertragsärzte. „Wo die Reform umgesetzt ist, klappt es gut“, sagt KV-Chef Dr. Wolfgang Krombholz. Die oppositionelle Gruppe um den Bayerischen Facharztverband sieht dagegen große Not.
Bei einer Umfrage des Facharztverbandes bekannten 42 % von 688 antwortenden Ärzten, dass sie in den nächsten sechs Jahren ihren Versorgungsauftrag reduzieren oder abgeben wollen. 82 % wünschten eine Änderung der Bereitschaftsdienstreform. 72 % regten an, den Fahrdienst der Ärzte durch einen Holdienst für Patienten zu ersetzen.
Es sei für die Kollegen belastend, den Bereitschaftsdienst außerhalb der eigenen Praxisräume an Kliniken antreten zu müssen, meint BFAV-Chef Dr. Wolfgang Bärtl. Das treffe vor allem für die Nachmittags-/Abenddienste an Wochentagen zu, an denen die Praxisinhaber ihre Sprechstunden erheblich kürzen müssten, um nach zum Teil immensen Anfahrtszeiten meist spärlich in Anspruch genommene Notfalldienste in den Klinik-Bereitschaftspraxen abzuleisten. „Damit werden den Patienten wertvolle Behandlungszeiten und Termine in der Regelversorgung vorenthalten.“
Datenschutz mit „Tutti Frutti“
Die Verunsicherung aufgrund der Datenschutzgrundverordnung ist groß. So soll es Praxen geben, erzählt BFAV-Sprecherin Dr. Ilka Enger, wo die Ärzte die Patienten nicht mehr mit Namen aufrufen, sondern es werden an diese Kärtchen mit Obstbildern ausgegeben und dann heißt es „Kirsche, bitte“ oder „Melone, bitte kommen“. Dr. Enger erinnert das an die TV-Show „Tutti Frutti“ aus den 1990er-Jahren.
Dort, wo die Reform umgesetzt wurde, gab es von den Kollegen positive Rückmeldungen, erwidert KV-Chef Dr. Krombholz. Für Kollegen, die nicht am Bereitschaftsdienst teilnehmen wollten, könnten meist Poolärzte eingesetzt werden. Die Dienstzeiten seien jedenfalls drastisch zurückgegangen.
Der KV-Vorstand will bis November in ganz Bayern die Wunschdienstplanung durchsetzen. Diese ermöglicht es den Ärzten, sich an geeigneten Tagen in die Dienstpläne einzutragen oder bestimmte Zeiten auszuschließen. Bislang gibt es diese Planung in fünf Regionen. 50 bis 67 % der dienstverpflichteten Ärzte haben sie genutzt. Aus den Regionen hört die KV dazu positive Stimmen.
Zeitraubende Diskussionen über ein „Erfolgsprojekt“
„Die Bereitschaftsdienstreform ist überall ein Erfolgsprojekt. Wer das leugnet, leidet an Realitätsverlust“, antwortet der Augsburger Delegierte Dr. Jakob Berger den Opponenten. Sie hätten selbst über die Reform mit abgestimmt und stellten diese nun dauernd mit Anträgen wieder infrage. „Sie rauben damit den Kollegen wertvolle Zeit.“