Vermutlich falscher Arzt in Leipzig – Polizei und Kammer warnen Patienten

Niederlassung und Kooperation Autor: Cornelia Kolbeck

Patienten sollen die Polizei über vergangene „Behandlungen“ informieren. Patienten sollen die Polizei über vergangene „Behandlungen“ informieren. © Andrey Popov – stock.adobe.com

Gewarnt werden Patienten seitens der Sächsischen Ärztekammer vor einem mutmaßlich „falschen Arzt“ aus Leipzig. Der Mann sei weder als Arzt zugelassen, noch Mitglied der Ärztekammer. „Da wir davon ausgehen müssen, dass Herr Robert weiterhin ,praktiziert‘, sehen wir uns gezwungen, die Öffentlichkeit auf diesem Weg zu informieren“, so die Kammer, die, wie auch die Approbationsbehörde, Anzeige erstattet hat.

Die Sächsische Landesärztekammer warnt öffentlich Patienten, einen mutmaßlich falschen Arzt aufzusuchen. Er firmiere unter „Privatpraxis für Allgemeinmedizin Dr. med. Sascha Robert. Notdienstpraxis“ in der Dieskaustraße 210, 04249 Leipzig, sowie im Internet unter www.teleklinik-leipzig.de, heißt es in einer Pressemitteilung der Ärztekammer vom 29. April.

Angeblich „Ehrendoctor der Wissenschaft“

Die Kammer listet Links zu Internetportalen auf, wo der vermeintliche Hochstapler seine Leistungen anbietet. So bezeichnet er sich z.B. unter www.provenexpert.com als „Facharzt Allgemeinmedizin und Notfallmedizin“ und führt unter Kontaktdaten einen „Ehrendoctor der Wissenschaft“ auf. Seine Patienten haben ihn und seine Leistungen – zumindest scheint es so – durchweg sehr gut bewertet. „Von Attest bis hin zu einer möglichen Medikation alles bestens!“ ist zu lesen oder auch: „Super schneller Versand der AU und Medikamente per app ist einfach cool und praktisch.“ Unter www.werkenntdenbesten.de ist auch von einem „Arzt für Innere Medizin“ die Rede. Hier schreibt ein User mit Verweis auf einen Pressebericht: „Der Typ ist ein Betrüger!“

Laut Ärztekammer hat die Landesdirektion Sachsen als zuständige Approbationsbehörde im Oktober 2020 bei der Staatsanwaltschaft Leipzig Anzeige gegen Robert erstattet. Auch die Kammer hat ihn angezeigt. Er besitze keine Approbation als Arzt und sei kein Kammermitglied. Da davon auszugehen sei, dass er weiterhin „praktiziert“, rät die Kammer: „Wir empfehlen Patienten nachdrücklich, stattgehabte Behandlungen der Polizei mitzuteilen.“

Die Staatsanwaltschaft gibt mit Verweis auf den Persönlichkeitsschutz und zur Vermeidung einer öffentlichen Vorverurteilung keine „personenbezogene Auskunft zu eventuell laufenden Ermittlungsverfahren“.

Medieninformation der Polizeidirektion Leipzig vom 02.05.2021

Falscher Arzt Ort: Leipzig (Großzschocher), Dieskaustraße
Zeit: Oktober 2020 (polizeibekannt) Im Oktober letzten Jahres wurde über die Landesdirektion Sachsenbekannt, dass ein vermeintlicher Arzt mit dem Namen »Dr. Sascha Robert« in Leipzig unzulässig praktizieren soll. Die Polizei konnte ermitteln, dass der angebliche Arzt eine Praxis in der Dieskaustraße betreibt. Weiterhin hatte er auch Telefon- und Onlinesprechstunden sowie Hausbesuche durchgeführt. Anfang Dezember 2020 wurden die als Praxis genutzten Räume auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Leipzig auf der Grundlage eines richterlichen Beschluss durchsucht. Dort fand die Polizei neben dem vermeintlichen Arzt (32, deutsch) eine eingerichtete Praxis vor. Die Beamten stellten die gesamte Praxiseinrichtung sowie medizinische Materialen und Behandlungsgeräte sicher. Im Ergebnis der weiterführenden Ermittlungen wurde festgestellt, dass die Geräte mutmaßlich über Internetplattformen bestellt und von dem 32-Jährigen nicht bezahlt worden sind. Die Schadenshöhe liegt derzeit im mittleren fünfstelligen Bereich. Die Abschlüsse und Titel des vermeintlichen Arztes sind nach den bisherigen Ermittlungen als gefälscht anzusehen. Nach aktuellem Stand sind der Polizei circa 50 Personen bekannt, die er behandelt haben soll. Soweit der Beschuldigte im Rahmen der Behandlungen auch Spritzen verabreicht haben soll, wird gegen ihn auch wegen des Tatvorwurfs der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen den Beschuldigten wegen des Missbrauchs von Titel und Berufsbezeichnungen, Fälschung von Gesundheitszeugnissen, Urkundenfälschung, Betrugs, gefährlicher Körperverletzung und wegen eines Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz. Die Ermittlungen dauern weiterhin an. Die Polizei sucht weitere Geschädigte, die von dem Arzt behandelt wurden oder Zeugen, die Hinweise zum Sachverhalt geben können. Diese werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei, Dimitroffstraße 1 in 04107 Leipzig, Tel. (0341) 966 4 6666 zu melden.

Medical-Tribune-Bericht