Aortenaneurysmen lokalisieren und Rupturgefahr einschätzen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Lage eines Bauchaorten­aneurysmas wird im Verhältnis zu den Nierenarterien beschrieben. Hier befindet sich die Aussackung infrarenal. Die Lage eines Bauchaorten­aneurysmas wird im Verhältnis zu den Nierenarterien beschrieben. Hier befindet sich die Aussackung infrarenal. © iStock/mr.suphachai praserdumrongchai

Ein geplatztes Bauchaortenaneurysma ist lebensgefährlich, lässt sich aber vermeiden. Neben den regelmäßigen Kontrollen sollten Sie vor allem bei kardiovaskulären Komorbiditäten einige Allgemeinmaßnahmen einleiten.

Abdominelle Aortenaneurysmen (AAA) bildet sich durch eine Schwäche der Gefäßwand. Sie führt dazu, dass sich die Arterie unter dem Druck des Blutflusses „ausbeult“. Die aktuelle S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) definiert ein AAA – unabhängig von der Pathogenese – ab Erreichen eines abdominellen Aortendurchmessers von 30 mm, gemessen in der anteroposterioren oder transversalen Ebene.

Meistens kommt es zu einer Aussackung aller Wandschichten, seltener zu einer Aortendissektion bzw. zu falschen Aneurysmen, wenn Blut durch eine Perforation der Gefäßwand in den Extravasalraum austritt. Nicht nur Art, sondern auch die Lage der Aussackung im Verhältnis zu den Nierenarterienabgängen ist entscheidend:

  • Infrarenal bedeutet, dass sich zwischen der oberen Grenze des Aneurysmas und dem Abgang der Nierenarterien noch ein Stück normaler Aorta befindet.
  • Ein juxtarenales AAA dehnt sich bis zu den Abgängen der Nierenarterien aus, ohne diese einzuschließen.
  • Pararenale Aneurysmen reichen bis zur juxtarenalen Aorta oder bis zur Basis der A. mesenterica superior, sie schließen die Abgänge der Nierenarterien ein.
  • Suprarenale Aortenaneurysmen involvieren einen Nierenarterienabgang. Sie dehnen sich aber auch oberhalb dieser Einmündung bis zur Basis der A. mesenterica superior aus.

Die Position des Aneurysmas spielt für eine mögliche operative Vorgehensweise eine wichtige Rolle. Die Therapiemaßnahmen müssen aber nicht sofort operativer Natur sein.

Rupturrate verdoppelt sich durchs Rauchen

In erster Linie sollten Sie die betroffenen Patienten zum Rauchstopp anhalten (speziell auch nach einer Gefäßreparatur). Denn neben der pAVK stellt das Bauchaortenaneurysma die am stärksten mit dem Nikotinabusus assoziierte kardiovaskuläre Erkrankung dar. Das Risiko, ein AAA überhaupt zu entwickeln, bleibt nach zehn Jahren rauchfrei im Vergleich zu Niemals-Rauchern deutlich erhöht (Hazard Ratio bei Männern 1,47). Besteht ein Aneurysma, wächst es bei Rauchern schneller als bei Ex- oder Nichtrauchern. Außerdem verdoppeln sich die Rupturraten für männliche Patienten, die rauchen.

Auch Hypertoniker laufen eher Gefahr, dass das AAA reißt. Zur Prävention von Herz-Kreislauf-Komplikationen empfiehlt die Leitlinie, nach der Diagnose konsequent auf den Blutdruck zu achten. Obwohl die Hypertonie mit dem Vorhandensein eines AAA assoziiert ist, konnte bisher nicht geklärt werden, ob im Umkehrschluss eine antihypertensive Therapie die Expansion des Aneurysmas bremsen könnte.

Kein Antibiotikum gegen das Aneurysma

Von der antiinfektiösen Therapie kleiner Bauchaortenaneurysmen mit Doxycyclin rät die Leitlinie ausdrücklich ab. In einer 18-monatigen placebokontrollierten Doppelblindstudie reduzierte das Antibiotikum das Aneurysma-Wachstum nicht. Im Gegenteil – die Größenzunahme war signifikant höher als in der Kontrollgruppe.

Liegt eine kardiovaskuläre Komorbidität vor, rät die Leitlinie zu einer Statintherapie, sofern keine Kontraindikation vorliegt. Diese erhöhte in einigen Studien die Langzeitüberlebenschancen innerhalb der ersten fünf Jahre. Statine können übrigens auch bei geplantem Gefäßeingriff sinnvoll sein – am besten startet man zwei Wochen vorher und setzt die Therapie für einen Monat fort. Außerdem empfehlen die Experten bei solchen Komorbiditäten generell die Gabe von Plättchenhemmern. Die Rupturgefahr steigt mit der Größe des Aneurysmas. Bei kleinen asymptomatischen AAA (Männer bis 5,4 cm, Frauen bis 4,9 cm) genügt die regelmäßige Kontrolle. Wächst das Aneurysma allerdings ­ > 1 cm/Jahr, sollte eine OP ungeachtet der Größe erwogen werden.

Symptomatische Aussackung rupturiert häufiger

Als deutlich stärker rupturgefährdet gelten Patienten mit symptomatischem Aneurysma. Sie empfinden Schmerz, auch ohne dass eine Lücke in der Aortenwand oder ein retroperitoneales Hämatom vorliegt. Diagnostizieren Sie bei AAA-Patienten embolische Ereignisse und Abwehrspannung bei gleichzeitigen Bauch- und Rückenschmerzen, sollte am nächstmöglichen Termin elektiv operiert werden.

Quelle: Debus ES et al. „S3-Leitlinie zu Screening, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Bauchaortenaneurysmas“. AWMF-Registernummer 004-14, www.awmf.org

Bauchaorten­aneurysma im Verhältnis zu den Nierenarterien Bauchaorten­aneurysma im Verhältnis zu den Nierenarterien © iStock.com/mr.suphachai praserdumrongchai