Frauen mit diastolischer Herzinsuffizienz: Schlechtere Sauerstoffversorgung trotz besserer Gesundheit
Die diastolische Herzinsuffizienz oder Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) ist verantwortlich für mehr als eine Million Krankenhauseinweisungen pro Jahr. Bald schon könnte sie häufiger sein als die Herzinsuffizienz mit eingeschränkter systolischer Funktion, schätzen Experten.
Der klinische Phänotyp ist sehr heterogen, was die Diagnose und Therapie erschwert. Zudem bestehen deutliche Geschlechterunterschiede, die zur Heterogenität des klinischen Bilds beitragen. Man weiß, dass die Prävalenz dieser Herzerkrankung bei Frauen deutlich höher ist – was genau dahintersteckt, ist aber bisher nicht bekannt.
Dr. Emily S. Lau von der Division of Cardiology am Massachusetts General Hospital in Boston und ihre Kollegen sind der Sache nachgegangen und haben Frauen und Männer mit HFpEF miteinander verglichen. Eingeschlossen in ihre Querschnittsstudie waren 295 Patientinnen und Patienten (41 % männlich, 59 % weiblich) mit nachgewiesener HFpEF und einer linksventrikulären Ejektionsfraktion von mindestens 50 %.
Verglichen mit den Männern wiesen Frauen mit HFpEF deutlich weniger Komorbiditäten wie Diabetes, Insulinresistenz, Hypertonie und vorangegangene Herzinfarkte auf und ihr Adipokin-Profil war deutlich günstiger. Der Anteil adipöser Patienten war in beiden Gruppen etwa gleich.
Bei Frauen deutlich mehr kardiale und extrakardiale Defizite unter Belastung
In der invasiven kardiopulmonalen Untersuchung zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Belastungskapazität (Prozent der vorhergesagten maximalen Sauerstoffaufnahme). Bei den weiblichen Studienteilnehmern waren aber deutlich größere Defizite bei der Sauerstofffreisetzung und -ausnutzung zu erkennen. So wiesen sie eine schlechtere systolische und diastolische Reserve sowie eine schlechtere periphere Sauerstoffextraktion auf.
Obwohl Frauen mit HFpEF aufgrund der geringeren Komorbiditäten eigentlich gesünder sind als männliche Betroffene, haben sie deutlich mehr kardiale und extrakardiale Defizite unter Belastung, so das Fazit der Autoren. Um den zugrundeliegenden Mechanismen auf die Spur zu kommen, besteht noch ein großer Forschungsbedarf.
Quelle: Lau ES et al. JAMA Cardiol 2019; 5: 30-37; DOI: 10.1001/jamacardio.2019.4150