Glykämische Kontrolle nach Magenbypass: Stoffwechselparameter nicht besser als nach einer Diät
Für viele adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes ist der Magenbypass die einzige Therapiemethode, um nachhaltig Gewicht zu reduzieren und damit die glykämische Kontrolle zu verbessern. Die überzeugenden Ergebnisse durch den operativen Eingriff führten sogar zu der Vermutung, dass das Legen eines Magenbypasses neben dem Gewichtsverlust zusätzliche Effekte auf den Glukosestoffwechsel haben könnte.
Eine offene Vergleichsstudie kann diese Hypothese allerdings nicht bestätigen. Danach war die Verbesserung zahlreicher glykämischer Parameter von adipösen Diabetikern nach Gewichtsreduktion durch Diät und nach Gewichtsverlust durch Magenbypass ähnlich. Zusätzliche Effekte auf den Glukosemetabolismus bei den operierten Patienten waren in dieser Studie nicht zu erkennen.
Einbezogen in die prospektive Kohortenstudie waren 22 Patienten mit Adipositas und Typ-2-Diabetes, die nach einem Roux-en-Y-Magenbypass oder einer niedrigkalorischen Diät rund 18 % ihres Gewichts verloren hatten. Primäres Studienziel war die Veränderung der Insulinsensitivität, ermittelt mithilfe eines euglykämisch-hyperinsulinämischen Clamps.
Insgesamt besserten sich durch den deutlichen Gewichtsverlust sowohl unter der niedrigkalorischen Diät als auch durch den Magenbypass die Insulinsensitivität und die Glukosedeposition deutlich – jedoch ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Rascher Blutglukoseanstieg durch kürzere Passagezeit
Auch bei den sekundären Studienzielen waren die Ergebnisse in beiden Gruppen ähnlich: Die Betazellfunktion verbesserte sich, der 24-h-Blutglukosewert und die Konzentration freier Fettsäuren sanken und das Gesamtkörper- sowie das Viszeralfett schwanden.
Unterschiede ergaben sich erwartungsgemäß bei der Glukoseanflutung nach Zufuhr einer Standardmahlzeit. Die verkürzten Passagezeiten bei den Magenbypass-Patienten machten sich in einem sehr raschen Blutglukoseanstieg bemerkbar, gefolgt von einem deutlich früheren Steigen und Sinken der Insulinkonzentrationen.
Quelle: Yoshino M et al. N Engl J Med 2020; 383: 721-732; DOI: 10.1056/NEJMoa2003697