Leberkrebs: Kontrastmittelsonographie liefert zuverlässige Ergebnisse
In über 90 % der Fälle lassen sich hepatozelluläre Karzinome (HCC) mit einer kontrastmittelgestützten Sonographie im Frühstadium erkennen. Das hat eine von der DEGUM* unterstützte bundesweite Multicenter-Studie ergeben. Lebertumoren nehmen das intravasale Kontrastmittel auf und bilden sich in der Folge aufgrund ihrer stärkeren Durchblutung kontrastreicher als das Nachbargewebe ab.
Die Kontrastmittelsonographie, im Englischen „Contrast Enhanced UltraSound“, besser bekannt als CEUS, überzeugt nicht nur durch ihre hohe Sensitivität, sie ist zudem einfach anzuwenden, vergleichsweise kostengünstig und birgt so gut wie keine Risiken. Das Diagnoseverfahren ermöglicht somit auch eine wiederholte Anwendung bei Risikopersonen mit Leberzirrhose. Zu den Risikopersonen für HCC zählen neben Hepatitis-C-Infizierten und Alkoholkranken auch die zahlenmäßig stark zunehmenden Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD).
Von 321 Risikopatienten hatten 279 Tumoren
Es wurden zwei Algorithmen entwickelt, an denen sich Ärzte bei der kontrastmittelgestützten Lebersonographie orientieren können: „Contrast-Enhanced UltraSound Liver Imaging Reporting and Data System“, kurz CEUS LI-RADS, und „Erlanger Synopsis for Contrast-enhanced Ultrasound for Liver lesion Assessment in Patients at risk“, kurz ESCULAP. In der prospektiven DEGUM-Studie wurde der Nutzen der beiden Algorithmen bei insgesamt 321 HCC-Risikopatienten – 299 davon mit Leberzirrhose – in 43 Zentren bundesweit überprüft und mit der diagnostischen Aussagefähigkeit der konventionellen CEUS (CEUS-on-site) verglichen. Alle Patienten des Studienkollektivs wiesen Leberläsionen im B-Bild-Ultraschall auf, bei denen es sich laut histologischer Befundung um 256 hepatozelluläre und 23 intrahepatische cholangiozelluläre Karzinome handelte, schreibt eine Arbeitsgruppe um Privatdozentin Dr. Barbara Schellhaas von der Universität Erlangen.
Mittels konventioneller Kontrastmittelsonographie wurden 232 der 256 hepatozellulären Karzinome identifiziert. Das entspricht laut Professor Dr. Thomas Bernatik, Kreisklinik Ebersberg, einer Sensitivität von 90,6 %. Am besten schnitt der ESCULAP-Algorithmus ab, für den bei Patienten mit Leberzirrhose eine Sensitivität von 94,2 % gefunden wurde, heißt es in der DEGUM-Pressemitteilung.
Die CEUS-LI-RADS erreichte dagegen in diesem Kollektiv nur eine Sensitivität von 64 %. Die Spezifität erreichte hingegen bei der ESCULAP-Methode nur 50,9 % im Vergleich zu CEUS-on-site mit 64,9 % und CEUS-LI-RADS mit 78,9 %.
Trefferquote der Kollegen auch ohne Algorithmen gut
Der positive prädiktive Wert aller drei Varianten belief sich auf etwa 90 %, der negative auf 34,1 % für CEUS-LI-RADS, 62,7 % für CEUS-on-side und 67,4 % für ESULAP. Die Zuhilfenahme des ESCULAP-Algorithmus führte in der Studie zu vergleichbaren Ergebnissen wie die „ungestützte“ CEUS. Dass die meisten Ärzte auch ohne die Algorithmen eine so hohe Trefferquote erzielten, zeige laut der Pressemitteilung einerseits die Validität der Methode und sei andererseits als Erfolg der intensiven DEGUM-Fortbildungsaktivitäten zu werten.
Dr. Thomas Müller, St. Josefs-Hospital, Wiesbaden, kommt zu dem Schluss, dass sich hepatozelluläre Karzinome mittels ESCULAP-gestützter Kontrastmittelsonographie mit hoher Zuverlässigkeit frühzeitig identifizieren lassen. Auf eine CT bzw. eine MRT kann man damit bei einem Großteil der Risikopatienten verzichten.
* Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
Quellen:
1. Schellhaas B et al. Ultraschall Med 2020; DOI: 10.1055/a-1220-8561
2. Pressemitteilung der DEGUM