Medizin und Markt 1A-Award 2021 Autor: MT

Die Nominierten für den Sonderpreis „Courage“ des 1A-Awards zeichnen sich durch verantwortungsvolles, tatkräftiges und mutiges Verhalten aus. Die Nominierten für den Sonderpreis „Courage“ des 1A-Awards zeichnen sich durch verantwortungsvolles, tatkräftiges und mutiges Verhalten aus. © pathdoc – stock.adobe.com; 1 A Pharma

Der 1A-Award für eine bessere medizinische Versorgung in Deutschland wartet in diesem Jahr mit einer zusätzlichen Auszeichnung auf: dem Sonderpreis „Courage“ für echte Vorbilder im Gesundheitswesen in den Kategorien „Apotheke“ und „Arzt“. Der Extra-Preis soll verantwortungsvolles, tatkräftiges, mutiges, also couragiertes Verhalten fördern, öffentlich machen und honorieren. Wir stellen die Nominierten vor.

Julian Ambrozy …

 … ist ein Schüler (17) aus der Nähe von Stuttgart, der eine Impftermin-Suchmaschine programmiert hat, die selbst Experten staunen lässt. Eigentlich wollte er nur seinem Opa helfen, einen Impftermin online zu buchen. Hintergrund: Der Teenager war genervt von den unübersichtlichen Buchungssystemen der Impfzentren und der zeitintensiven Suche nach einem freien Termin. So schrieb er in den Osterferien einen Programmcode, der die Impfangebote mehrerer Zentren innerhalb weniger Sekunden automatisch ausliest und freie Termine auf einen Blick anzeigt. Eigentlich nur für den Privatgebrauch gedacht, hat Julian Ambrozy sein Programm aufgrund der großen Nachfrage öffentlich gemacht. Aktuell zeigt sein Portal www.impfterminübersicht.de freie Termine von über 100 Impfzentren in vielen Bundesländern an, auch Arztpraxen sind inzwischen registriert. Für die erste Version hatte er gerade mal zwei Stunden gebraucht. Selbst die aktuelle Seite mit eingebauter Benachrichtigungsfunktion war nach 60 Stunden Programmieren fertig.

Dr. Reiner Keller …

… ist Arzt und führt im oberbayerischen Bad Aibling eine Praxis für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde. Seit Ende Oktober letzten Jahres fährt er in seiner Freizeit zu Baustellen in der Umgebung und tes­tet dort Arbeiter kostenlos auf Corona. Und das sind bis zu 110 pro Woche. Das heißt für ihn und seine Frau: Ein 13-Stunden-Tag (meist donnerstags und freitags) auf den Baustellen. Zu Hause wird alles dokumentiert und an die Bauleitung und gegebenenfalls an die zuständigen Gesundheitsämter weitergeleitet. Seitdem Schnelltests zulässig sind, setzt er sie ein. Das Ergebnis liegt bereits in 20 Minuten vor – alles noch auf der Baustelle.

Schlechte Erfahrungen auf den Baustellen hat Dr. Reiner Keller bislang nicht gemacht. Die Arbeiter verhalten sich sehr kooperativ und sind neugierig auf das Ergebnis. „Wenn es negativ ist, sind natürlich alle erleichtert“, sagt der Arzt, „denn dann können sie weiterarbeiten“. Der größte Unterschied zu seinem Wirken in der eigenen Praxis? „Dort bin ich Solist, auf der Baustelle Teamplayer.“

Daniel Knauft …

… ist ein bekannter Sänger aus Leipzig. Doch die Coronapandemie ließ die geplanten Konzerte platzen. Statt mit dem Vokalensemble Amarcord auf der Bühne zu stehen, kämpft der Mediziner und ehemalige Thomaner jetzt als Impfarzt gegen COVID-19. Im Dezember meldete er sich als Freiwilliger für den Impfdienst. Mitte Februar diesen Jahres stieß er zum mobilen Impfteam der Leipziger Median-Klinik, das in Wohnheimen und Pflegeeinrichtungen Senioren immunisiert. Knauft ist glücklich: „Die Dankbarkeit der Menschen berührt mein Herz jedes Mal aufs Neue.“

Inzwischen stand der Sänger auch mal wieder auf der Bühne, gab zwei Konzerte – allerdings in Südtirol. Dennoch ist er weiterhin fokussiert auf seinen Einsatz als Helfer gegen COVID-19. So baute er ein neues Testzentrum an der Leipziger Arena mit auf. Alle arbeiteten rund um die Uhr, um ein Handballspiel vor 1500 Zuschauern zu ermöglichen. Am Ende haben es die Behörden untersagt. „Dabei hätte das ein wichtiges Modellprojekt auch im Hinblick auf die Kulturöffnung sein können“, sagt Knauft.

Michael und Uli Roth …

… sind Zwillinge und ehemalige deutsche Handball-Nationalspieler. Die Roth-Brüder bekamen – wie bereits ihr Vater Oskar „Ossi“ Roth – vor rund zehn Jahren fast zeitgleich die Diagnose Prostatakrebs und entschieden sich, mit diesem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Uli Roth sagt: „Wir haben damit ein Tabu gebrochen.“ 

Heute sind beide geheilt, engagieren sich aber weiter für die Prostatakrebs-Vorsorge. Inzwischen ist ihr zweites Buch erschienen: „Hurra, dass wir noch leben!“ Darin berichten sie nicht nur von persönlichen Erfahrungen, sondern es ist ein Patientenratgeber im besten Sinne: Es bietet aktuelles Wissen in leicht verständlicher Form und gibt wertvolle Tipps von angesehenen Experten.  Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart unter Männern in Deutschland. Früh erkannt, solange sich der Tumor noch auf die Vorsteherdrüse begrenzt, sind die Heilungschancen wie bei den Roth-Zwillingen sehr gut. Uli und Michael Roth besuchen inzwischen sogar regelmäßig den deutschen Urologen-Kongress, um sich für die Krebsvorsorge stark zu machen.

Dr. Ulrike Koock …

… ist eine Landärztin aus Überzeugung und Passion. Zudem ist sie Buchautorin und erfolgreiche Bloggerin. Ulrike Koock reizt es, immer wieder neue Erfahrungen zu machen – und diese Erkenntnisse weiterzugeben. Geprägt hat sie dabei auch die koreanische Kampfkunst Taekwondo. Sie hat zusätzlich einen Notarztkurs abgeschlossen, nach dem Praxisdienst organisiert sie ihren Familienalltag mit zwei Kindern auf dem Land in Hessen.

Sie schreibt über ihre Erfahrungen als Ärztin auf ihrem Blog www.schwesterfraudoktor.de – ihr erstes Buch heißt „Frau Doktor, wo ich Sie gerade treffe ... Warum ich mit Leib und Seele Landärztin bin“. An Themen, die ihr am Herzen liegen, mangelt es dort nicht: Sprechende Medizin, Psyche, Gesellschaft und Familie, Landärztemangel, Pädiatrie und Innere Medizin in der Hausarztpraxis, evidenzbasierte Medizin, Impfen. „Aktuell arbeite ich an meinem Facharzt für Allgemeinmedizin, jedoch nur in Teilzeit, um meinen Kindern gerecht zu werden und Zeit für meine Schreibleidenschaft zu haben“, erklärt Dr. Kook.

1A-Award

Der 1A-Award wird von 1 A Pharma in Kooperation mit der Medical Tribune, der Deutschen Apotheker Zeitung und PTAheute für Verbesserungen der medizinischen Versorgung in Deutschland verliehen – in den Kategorien „Arzt“ und „Apotheke“. Die Auszeichnung geht an erfolgreiche Projekte/Initiativen, die zu einer innovativeren, effizienteren, besseren, günstigeren oder nachhaltigeren medizinischen Versorgung geführt haben. Bewerbungsschluss ist auch in diesem Jahr wieder der 31. August: bewerbung@1a-award.de