Corona Schlaflieder gegen Long-COVID
Ein Onlineprogramm mit auf Gesangstechniken beruhendem Atemtraining hat einer britischen Studie zufolge positive Effekte auf Long-COVID-Patienten. Die sechswöchige Anwendung besserte bei ihnen sowohl die mentale Gesundheit als auch das Gefühl von Atemnot, berichten Dr. Keir Philip vom National Heart and Lung Institute in London und seine Kollegen.
Für ihre randomisierte und kontrollierte Studie rekrutierte die Arbeitsgruppe 150 Patienten mit COVID-19, die mindestens vier Wochen nach Beschwerdebeginn noch an Atemnot litten. 74 von ihnen nahmen sechs Wochen lang an ENO-Breathe teil, einem von der Britischen Nationaloper entwickelten Programm für Opernsänger. Im Mittelpunkt von ENO-Breathe stehen Gesangstechniken, die für eine bessere Atemtechnik sorgen. Die Programmentwickler fokussierten sich auf Schlaflieder, da diese beruhigend wirken und einfache Melodien haben. Einmal pro Woche fanden Online-Gruppen-Workshops statt, ansonsten nutzten die Teilnehmer digitale Videos mit Trainingsanleitungen sowie Techniken zur akuten Symptombehandlung.
Primäre Endpunkte waren die Veränderung der Lebensqualität, gemessen anhand von Scores für die mentale und die physische Gesundheit. Als sekundären Endpunkt definierte man die Atemnot beim Laufen, Gehen und Treppensteigen. Sie wurde mittels visueller analog Skala (VAS) und diverser Scores erfasst.
Verglichen mit der Standardbehandlung verbesserte die Teilnahme an ENO-Breathe die mentale, nicht aber die physische Gesundheit. In puncto Atemnot schnitten die Teilnehmer mit Gesangstechniken tendenziell besser ab als die ohne. Statistisch signifikant war diese Verbesserung allerdings nur bei der per VAS gemessenen Atemnot im Laufen.
Das auf Musik und Gesang basierende Programm wurde von den Teilnehmern als positiv gewertet. Anfängliche Unsicherheiten, insbesondere bei den weniger Singaffinen, wurden von den positiven Effekten verdrängt. Fazit der Autoren: Programme wie ENO-Breathe sind eine sinnvolle Ergänzung zur Routineversorgung von Long-COVID-Patienten.
Quelle: Philip KEJ et al. Lancet Respir Med 2022; DOI: 10.1016/S2213-2600(22)00125-4