STIKO empfiehlt vereinfachten Impfplan für Säuglinge
Bei der Grundimmunisierung sollen reif geborene Säuglinge künftig eine Impfstoffdosis weniger erhalten: Statt des bisherigen 3+1-Schemas empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut nun nur noch drei Gaben einer Sechsfachvakzine. Für Frühgeborene, die vor vollendeter 37. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, bleibt es wegen des unreifen Immunsystems nach wie vor bei vier Terminen im Alter von zwei, drei, vier und elf Monaten.
Mit dem neuen Schema lassen sich nicht nur Impfstoff einsparen und die notwendigen Injektionen reduzieren, schreiben die STIKO-Experten. Die Immunisierung gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Hämophilus influenzae Typ B und Hepatitis B kann so besser mit der Pneumokokkenimpfung verbunden werden, die bei Reifgeborenen ebenfalls dem 2+1-Schema folgt, lautet die Begründung für die Empfehlung.
Beim neuen Impfplan stellt lediglich Keuchhusten bei den unter Einjährigen ein relevantes Problem dar, so die Autoren. Ihrer Einschätzung nach muss mit dem geänderten Schema bei Kindern im Alter von 6–12 Monaten mit maximal fünf zusätzlichen Krankheitsfällen pro Jahr und einer weiteren Hospitalisierung gerechnet werden.
Wichtig, die Termine exakt einzuhalten
Auch beim Langzeitschutz sehen sie kein gravierendes Risiko: Nach altersgerechter Grundimmunisierung lassen sich bei den Pertussisantikörper-Titern keine relevanten Unterschiede finden, unabhängig davon, nach welchem der beiden Schemata die Kinder immunisiert wurden.
Wie in 15 anderen europäischen Ländern auch sollen Säuglinge jetzt im Alter von zwei und vier Monaten die ersten beiden Dosen eines Sechsfachimpfstoffs erhalten. Eine dritte Spritze vor dem ersten Geburtstag schließt die Grundimmunisierung ab. Bei diesem reduzierten Schema ist es besonders wichtig, die Termine exakt einzuhalten und die Serie pünktlich zu beenden. Zwischen den ersten beiden Injektionen soll ein Mindestabstand von acht Wochen liegen, zwischen zweiter und dritter sind es minimal sechs Monate. Die Impfung kann zeitgleich mit der Pneumokokkenimpfung an verschiedenen Körperstellen erfolgen.
Quelle: Robert Koch-Institut. Epid Bull 2020; 26: 3-21; DOI: 10.25646/6955