Tuberkulose-Vakzine gegen SARS-CoV-2 – mit altem Impfstoff gegen neues Coronavirus?

Autor: Tobias Stolzenberg

In Phase-3-Studien wird der Einsatz von Tuberkulose-Impfstoffen gegen das Coronavirus untersucht. In Phase-3-Studien wird der Einsatz von Tuberkulose-Impfstoffen gegen das Coronavirus untersucht. © Paulista – stock.adobe.com

Um die Corona-Pandemie wirkungsvoll aufhalten zu können, sind weltweit zahlreiche Impfstoffprojekte angelaufen. Ein Kandidat – ursprünglich eine Vakzine gegen Tuberkulose – soll in Deutschland getestet werden. Mit ihm ließe sich zumindest Zeit gewinnen.

In einer Phase-3-Studie soll untersucht werden, ob eine Vakzine, die das Immunsystem unspezifisch aktiviert, den Krankheitsverlauf von ­COVID-19 mildern könnte.¹ Mit ihr, so die Hoffnung, ließe sich die Zeit überbrücken, bis ein spezifischer Impfstoff gegen SARS-CoV-2 gefunden ist.

Der Wirkstoffkandidat VPM1002 ist ursprünglich gegen Tuberkulose entwickelt worden. Er enthält abgeschwächte tuberkuloseähnliche Bakterien, die genetisch so verändert worden sind, dass die Immunzellen sie besser erkennen. Die Vakzine wurde bereits in mehreren klinischen Studien untersucht. Derzeit wird sie in einer Phase-3-Studie an Erwachsenen in Indien getestet, Mitte des Jahres wird die Untersuchung abgeschlossen sein.

Die nun für Deutschland geplante Phase-3-Studie soll die Sicherheit und Wirksamkeit von VPM1002 bei Älteren und Beschäftigten des Gesundheitswesens untersuchen. Dank modernster Produktionsverfahren könnten Millionen von Impfdosen innerhalb kürzester Zeit hergestellt werden, heißt es in der Pressemitteilung.

In Australien, Griechenland und den Niederlanden konzentriert sich die Forschung auf den Vorläufer von VPM1002, den abgeschwächten Tuberkulose-Erreger Bacillus Calmette-Guérin (BCG).² In Griechenland befand sich diese Vakzine schon vor der Corona-Pandemie im Test an älteren Probanden. Sie sollte die allgemeine Resistenz gegen Infektionen stärken. In den Niederlanden soll der BCG-Impfstoff speziell mit Blick auf SARS-CoV-2 an mehr als 1000 Mitarbeitern des Gesundheitswesens erprobt werden.

Quellen:
¹ Pressemitteilung – Max-Planck-Gesellschaft
² de Vrieze J. Science 2020; DOI: 10.1126/science.abb8297