Stille Hirninfarkte Vorhofflimmern beeinflusst Kognition
Vorhofflimmern (VHF) ist ein bekannter Risikofaktor für viele unangenehme Dinge, darunter Schlaganfälle und kognitive Dysfunktion. Typischerweise erhalten die Patienten deshalb eine orale Koagulation. Unklar war bislang, wie häufig sich trotzdem stille Hirnläsionen entwickeln und ob auch diese einen Einfluss auf die Kognition haben.
Prof. Dr. Michael Kühne vom Universitätsklinikum Basel und Kollegen haben deshalb in einer Kohorte von 1.227 Patienten mit Vorhofflimmern Gehirnläsionen und Kognition zu Studienbeginn und nach zwei Jahren erfasst. Dazu kamen die Teilnehmer ins MRT und absolvierten validierte Kognitionstests. Das Durchschnittsalter der Kohorte betrug 71 Jahre, 90 % wurden oral antikoaguliert.
Stille Infarkte trotz Antikoagulation
Innerhalb des Beobachtungszeitraums erlitten 28 Patienten (2,3 %) einen klinisch manifesten Schlaganfall oder eine TIA. In der Bildgebung nach zwei Jahren wurden bei 68 Patienten (5,5 %) neue Läsionen im Gehirn im Sinne von kleinen nicht-kortikalen Infarkten (SNCI) oder großen nicht-kortikalen oder kortikalen Infarkten (LNCCI) sichtbar. 60 von ihnen erhielten Antikoagulanzien und bei 58 war der Infarkt still gewesen.
Die kognitive Funktion verschlechterte sich bei den Patienten mit ischämischem Gewebeschaden stärker als bei Patienten ohne – und zwar unabhängig davon, ob der Infarkt klinisch manifest oder stumm war. Neue Läsionen der weißen Substanz und Mikroblutungen waren dagegen nicht mit einer kognitiven Verschlechterung assoziiert.
Die Autoren schlussfolgern, dass neue Hirninfarkte bei Patienten mit Vorhofflimmern trotz hoher Antikoagulationsrate häufig sind. Die Medikation allein reicht möglicherweise nicht aus, um neue Läsionen und eine kognitive Verschlechterung zu verhindern.
Quelle: Kühne M et al. Eur Heart J 2022; DOI: 10.1093/eurheartj/ehac020