„Back to life“ – KBV präsentiert Pläne für medizinische Corona-Exit-Strategie
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Woche für Woche informiert derzeit die KBV-Spitze die Medien per YouTube-Übertragung zur Corona-Pandemie und den damit verbundenen Herausforderungen in den Arztpraxen. Man dürfe neben dem Schutz der Bevölkerung vor dem Virus die allgemeine ärztliche Versorgung nicht vergessen, mahnte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen nach Ostern. Das Infektionsgeschehen habe sich hierzulande günstig entwickelt, die Reproduktionszahl sei unter Eins gesunken. Das heißt: Von einem Infizierten wird weniger als eine Person angesteckt.
„Die Rückkehr in ein annähernd normales Leben ist alternativlos“, so Dr. Gassen. Die Lockerung müsse aber in homöopathischen Dosen erfolgen. Voraussetzung dafür sei ausreichende Schutzkleidung für medizinisches Personal in Praxen, Testungen nach Vorgaben des Robert Koch-Institutes und das Monitoring von Patienten in Quarantäne.
Patientenströme im Regelbetrieb separieren
Als großes Problem stellte Dr. Gassen dar, dass die normale ärztliche Versorgung inzwischen gegen Null gefahren ist, darunter auch die von lebensbedrohlichen und lebensbeendenden Krankheiten. „COVID-19 darf nicht unser Fixpunkt sein“, warnte der Arzt, das sei fahrlässig. Es sei auch absurd, wenn in den Kliniken die übliche Versorgung gedrosselt werde und dann Unfallverletzte von Krankenhaus zu Krankenhaus verschoben würden. „Es sollte doch jedem klar sein, dass jeder weitere Tag im Lockdown nicht nur immer mehr existenzielle Sorgen mit sich bringt, sondern auch ungeheure Folgeschäden für Gesundheit und Psyche der Menschen“, erklärte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister. Die Exit-Strategie sei dennoch „eine große medizinische Herausforderung“, denn eine Trennung von Infizierten und Verdachtsfällen von Risikogruppen müsse weiterhin erfolgen. Besonders gefährdet seien ältere Patienten, Raucher und Patienten mit Vorerkrankungen wie COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs sowie immunsupprimierte Patienten. „Man darf Risikopatienten aber nicht den Freigang verbieten“, mahnte KBV-Chef Dr. Gassen. Risikopatienten sollten durchaus im Wald spazieren dürfen, sich aber vielleicht nicht in dichtes Menschengedränge begeben. Das Tragen von selbstgenähtem Mund-Nasen-Schutz bezeichneten beide Vorstände als reine Symbolpolitik. Das KBV-Konzept „Back to Life“ ist als Grundgerüst gedacht. Es stecke einen Rahmen ab, lasse den Regionen und KVen aber Spielraum in der Ausgestaltung. Die vorgeschlagenen Lösungen seien modular, so Dr. Gassen. Vorgesehen ist u.a. ein Risikogruppen-spezifischer Ansatz mit „Separierung der Patientenströme im Regelbetrieb“. Das heißt: Geeignete hausärztliche, kinderärztliche und in Teilen auch fachärztliche Praxen sollen flächendeckend „Infektionssprechstunden“ anbieten, um besonders gefährdete Patienten getrennt zu versorgen.Medical-Tribune-Bericht