Corona-Verdacht: Patienten blockieren Rufnummer 116 117

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

Durch allgemeine Fragen rund um das neue Coronavirus ist die Hotline 116 117 enorm überlastet. Durch allgemeine Fragen rund um das neue Coronavirus ist die Hotline 116 117 enorm überlastet. © iStock/simonkr

In Zeiten der Krise denken viele Menschen vor allem an sich. Unter der Rufnummer 116 117 und in den Corona-Testzentren macht sich das zunehmend ­bemerkbar.

Natürlich ist es verständlich, wenn Patienten angesichts eines neuen Virus verunsichert sind und Fragen haben. Problematisch wird es, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse verabsolutieren und unbedacht medizinische Stellen blockieren, auf die andere Menschen angewiesen sind. Viele KVen beobachten diesen Prozess derzeit bei der Rufnummer 116 117 und in den Zentren, die Abstriche für einen Test auf SARS-CoV-2 vornehmen.

Eher Auseinandersetzungen als Gespräche

Besonders zugespitzt hat sich die Situation offenbar im Saarland. Die Mitarbeiter der 116 117 haben es laut KV immer öfter mit aggressiven und fordernden Anrufern zu tun. Eine ähnliche Tendenz beobachtet man in Niedersachsen. Teilweise handele es sich bei den Telefonaten eher um Auseinandersetzungen als um Gespräche, berichtet die KV. Dies erhöhe die Anrufdauer. Um die Belastung zu reduzieren, klärt die KV in einer Presemitteilung darüber auf, dass die Mitarbeiter der 116 117 keine allgemeinen Fragen zum neuartigen Coronavirus beantworten können. Ebenso wenig seien sie dafür zuständig, über die Schließung von Einrichtungen oder die  Absage von Veranstaltungen zu informieren. Die KV Berlin ergänzt, dass der Hotline auch Testergebnisse nicht bekannt seien.

116 117 stark überlastet

Die Auslastung der Rufnummer hat sich in den letzten Wochen stark erhöht. In Bayern gingen innerhalb von drei Tagen (7.-9. März) 15 000 Anrufe ein. Die KV Hessen sprach von einer Vervierfachung der Nachfrage. Vor allem an Wochenenden sei der Andrang sehr groß, erklärt die KV Niedersachsen. Vor dem Ausbruch der Corona-Infektionen hätten rund 60 Mitarbeiter im Callcenter die Nachfrage zu Spitzenzeiten bewältigen können. Nun beschäftige man für die gleichen Zeiträume teilweise 120 Mitarbeiter – und trotzdem sei es schon zu Wartezeiten von durchschnittlich 54 Minuten gekommen. Um Personal schnell rekrutieren zu können, führe man Kurzschulungen durch. Dennoch könnte sich die Zahl der Mitarbeiter verringern, gibt die KV zu bedenken. Zum einen müssten einige von ihnen aufgrund der geschlossener Kitas und Schulen Kinder betreuen, zum anderen berge die Arbeit mit vielen Kollegen in einem Raum ein hohes Infektionsrisiko. Manche Callcenter würden daher Schutzmaßnahmen ergreifen.

KV Saarland warnt vor Tumulten

In Bundesländern, in denen zentrale Stellen für Abstriche eingerichtet wurden, machen sich manche Bürger nicht mehr die Mühe, die ärztliche Indikation eines Tests abzuwarten und suchen die Einrichtungen selbst auf. Die KV Saarland warnt bereits: Wenn es in den Abstrichstellen zu „tumultartigen Szenen“ komme, schließe sie diese, um das medizinische Personal zu schützen. Sie fordert die Bürger ausdrücklich dazu auf, die Abstrichstellen nur mit der Überweisung eines Arztes aufzusuchen.

Infektionsrisiko in Testzentren

Die KV Bayerns weist darauf hin, dass in Abstrichstellen ein hohes Infektionsrisiko besteht. Sie verzichtet daher vollständig auf solche Einrichtungen und lässt Abstriche durch einen ärztlichen Hausbesuchsdienst nehmen. 215 Fahrzeuge seien im Einsatz. Angesichts des neuen Virus verhalten sich einige Patienten auch in Arztpraxen offenbar unbedacht bis rücksichtslos.

Bei Verdacht auf Infektion erst anrufen!

Die KVen appellieren einstimmig an die Bevölkerung, bei einem Verdacht auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 nicht einfach unangemeldet einen Arzt aufzusuchen. Ein einziger Coronapatient könne reichen, um eine ganze Praxis zu schließen, betont die KV Hamburg.In einigen Bundesländern versucht man, der Anspruchshaltung der Patienten weniger Ziele zu geben, bespielsweise indem man nicht bekannt macht, welche Labore den Test auf das neuartige Virus durchführen. Dies soll verhindern, dass fordernde Personen den Betrieb stören.

Medical-Tribune-Bericht