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Cartoon Medizin und Markt
Alginat hält bei Reflux die Säure im Magen

Bei mehr als der Hälfte der Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) findet sich endoskopisch kein pathologischer Befund. Die Betroffenen leiden somit an einer nicht-erosiven Refluxkrankheit (NERD). Die NERD unterscheidet sich von der erosiven Refluxkrankheit (ERD) weder in der Art noch im Schweregrad der Symptome oder im Ausmaß des Säurerefluxes. „Es tut nicht die Entzündung weh, sondern die Säure am falschen Platz“, so Professor Dr. Dr. Manfred Gross, Gastroenterologe vom Internistischen Klinikum München Süd.
Patienten mit typischen GERD-Zeichen kann man deshalb auch erst einmal ohne weitere Diagnostik probatorisch für vier Wochen mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) in Standarddosis behandeln – es sei denn, es liegen Alarmzeichen wie Gewichtsverlust, Dysphagie oder Anämie vor. Zusätzlich verbessern lassen sich die Symptome durch allgemeine Maßnahmen wie Schlafen mit erhöhtem Kopfende und Vermeiden von späten Mahlzeiten.
Säuretasche kann mit schuld sein
Im weiteren Verlauf sollten die Betroffenen endoskopiert werden, um eine Ösophagitis diagnostizieren und ihren Schweregrad klassifizieren zu können. Die Langzeittherapie mit den Protonenpumpenhemmern lässt sich kontinuierlich, intermittierend oder nach Bedarf durchführen. In 70 % der Fälle wirken die Medikamente gut, berichtete der Internist. Aber etwa 20 % der Patienten sind mit der Therapie unzufrieden, weil sie weiterhin Symptome haben oder sich Gedanken wegen der langfristigen Einnahme der PPI machen.
Mit schuld an den anhaltenden Beschwerden ist vielfach die Säuretasche, die sich in der proximalen Kardia kurz nach dem Essen bildet. Denn bis in diesen oberen Bereich des Magens gelangt die Nahrung nicht, sodass die Säure dort ungepuffert bleibt. Die Säuretasche kann sich nach proximal entleeren und Refluxsymptome verursachen. Gegen dieses Problem richten PPI nichts aus.
Durch die Einnahme von Alginaten lässt sich die Säuretasche gleichsam abdichten, erläuterte Prof. Gross. Im sauren Milieu des Magens fällt Alginat aus und steigt an die Oberfläche des Speisebreis auf. Dort bildet es eine gallertartige Schicht mit nahezu neutralem pH-Wert, die sich auf die Säuretasche legt. In Studien hat Alginat Refluxbeschwerden ebenso gut gelindert wie ein Protonenpumpeninhibitor. Die Präparate bessern auch als Add-on-Therapie die Wirksamkeit, insbesondere wenn die Pumpenblocker unzureichend effektiv sind.
Ein weiteres Problem der PPI-Therapie: der Säure-Rebound nach Absetzen des Arzneimittels. Dieser Effekt kann sich vor allem bei der intermittierenden oder Bedarfstherapie unangenehm bemerkbar machen, weil die Refluxkrankheit dann immer wieder aufflammt und „am Leben“ gehalten wird. Wenn eine Dauertherapie mit Protonenpumpenhemmern durchgeführt wurde, sollte man die Medikation nie abrupt beenden, sondern durch Dosisreduktion oder Streckung der Einnahmeintervalle allmählich ausschleichen, lautete der Ratschlag des Experten.
Treten Rebound-Symptome auf, muss man sie nicht zwangsläufig wieder mit einem PPI niederschlagen. Man kann dann z.B. auch Alginate einsetzen.
Vitamin-B12-Spiegel nach zwei Jahren Therapie kontrollieren
Als gesicherte Nebenwirkungen einer längerdauernden Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren nannte Prof. Gross:
- erhöhtes Risiko für Clostridium-difficile-Infektionen und
- die Möglichkeit eines Vitamin-B12-Mangels.
Man sollte den Vitamin-B12-Spiegel deshalb nach zwei Jahren Dauertherapie kontrollieren, lautete seine Empfehlung. „Aber wenn die Indikation stimmt, ist der Nutzen einer PPI-Therapie immer höher als die Risiken.“ Ein Blick auf die Verschreibungszahlen zeigt jedoch, dass Protonenpumpeninhibitoren deutlich häufiger eingesetzt werden, als sie indiziert wären.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 26.09.2020 in München, unterstützt von Reckitt Benckiser Deutschland GmbH
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