Cartoon Medizin und Markt

Wenn PPI nicht mehr reichen

Dr. Elisabeth Nolde

Alginate lindern die Restsymptomatik bei der Refluxkrankheit und bessern somit die  Lebensqualität. Alginate lindern die Restsymptomatik bei der Refluxkrankheit und bessern somit die Lebensqualität. © ilovecoffeedesign – stock.adobe.com

Bei gastroösophagealer Refluxkrankheit gelten Protonenpumpen-Inhibitoren als Therapie der Wahl. Doch trotz PPI-Dauerbehandlung haben viele Patienten weiterhin Beschwerden. Als Therapieansatz bietet sich dann die zusätzliche Gabe von Alginaten an.

Die Verordnungen von Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) haben in den letzten Jahren weiter zugenommen. „Dies ist eigentlich nicht durch eine größere Zahl an Erkrankten erklärbar, sondern eher durch eine liberale Verordnungspraxis“, kommentierte Professor Dr. Joachim Labenz, Evangelisches Jung-Stilling Krankenhaus in Siegen diese Entwicklung.

Viele Patienten nehmen PPI ohne Indikation

Darüber hinaus werden PPI oft während eines stationären Aufenthaltes angesetzt und dann ambulant auf Dauer verschrieben. „Es gibt eine Fülle von Studien, die besagen, dass viele Patienten PPI ohne Indikation einnehmen“, verdeutlichte der Gastroenterologe. Und erinnerte daran, dass die jeweilige medizinische Indikation, die Diagnostik und Therapie immer zusammengehören. Auf dieser Basis erfolgt schließlich die Verordnung einer Medikation.

Indikationen zur PPI-Therapie – gesichert und zugelassen

  • gastroösophageale Refluxkrankheit aller Schweregrade, akut und chronisch
  • Ulkuskrankheit, akut und chronisch
  • Ulkusblutung
  • Helicobacter-pylori-Eradikation
  • Prävention von Ulzera/Blutungen unter Acetylsalicylsäure und nicht-steroidalen Antirheumatika
  • Zollinger-Ellison-Syndrom

Wie steht‘s nun um die Symptomkontrolle bei Patienten mit der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD)? Die leitliniengerechte Therapie mit einem PPI stellt letztlich keine kausale Behandlung der GERD dar. Sie wirkt sich zwar auf die chemische Beschaffenheit des Refluats aus, nicht jedoch in relevantem Umfang auf den Reflux selbst. Klinisch zeigt sich, dass die Gabe von PPI nicht bei allen Patienten zur ausreichenden Symptomkontrolle oder Heilung einer schweren Refluxösophagitis führt. Eine Beobachtungsstudie in haus­ärztlichen Praxen wies auf die begrenzte klinische Effektivität bei Patienten mit chronischem Reflux hin. Etwa 46 % dieser Personen hatten mindestens zweimal pro Woche Symptome, obwohl sie seit mindestens einem Jahr unter PPI-Dauertherapie standen. Jeder Fünfte war unzufrieden mit der Therapie. Als wesentliche Gründe dafür wurden anhaltende Symptome, die Notwendigkeit der täglichen Tabletteneinnahme oder die Angst vor Nebenwirkungen angegeben. Das Versagen einer PPI-Therapie kann viele Ursachen haben, z.B. mangelnde Adhärenz, falsche Diagnose oder funktionelle Beschwerden. Aber auch ein physiologisches Phänomen, die sogenannte Acid Pocket, spielt eine Rolle. Diese Säureansammlung bildet sich kurz nach der Nahrungsaufnahme im Magen direkt unterhalb des Ösophagussphinkters auf dem Nahrungsbrei. Da die natürliche Antirefluxbarriere bei einer Refluxkrankheit nicht mehr ausreichend funktioniert, kann Mageninhalt in den Ösophagus zurückfließen und postprandial Sodbrennen auslösen. Bei GERD-Patienten stellt diese Acid Pocket ein Reservoir für sauren Reflux dar.

Gelartige Schicht kann Reflux mechanisch verhindern

Dann bietet sich eine ergänzende Therapie an: Alginat bildet im sauren Milieu des Magens auf der Säureansammlung eine gelartige Schicht, die den Reflux mechanisch verhindert. Außerdem haftet Alginat wie ein Schutzfilm auf dem Speiseröhrenepithel. Placebokontrollierte Studien belegen, dass sich bei Reflux-Patienten mit unzureichendem PPI-Effekt die GERD-assoziierten Symptome durch Alginat als Add-on-Therapie besser kontrollieren lassen. In einer Untersuchung konnte demonstriert werden, dass Reflux-Patienten unter PPI plus Alginat auf Responseraten von 75 % kamen im Vergleich zu 36 % unter PPI plus Placebo. Auch eine bedarfsadaptierte Behandlung mit Alginat kann dem Gastroenterologen zufolge empfohlen werden, z.B. bei nächtlicher Symptomatik eine Einnahme vor dem Schlafengehen. So führte ein bedarfsgerechtes Vorgehen bei rund drei Viertel der Patienten zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden. Sicherheitsbedenken bestehen keine. Und auch in der Schwangerschaft können Alginate angewendet werden, ergänzte der Experte. Wenn bei Patienten mit schwerer Refluxkrankheit eine interventionelle Antirefluxtherapie in Betracht kommt, scheint die Neuromodulation des unteren Ösophagusspinkters eine vielversprechende Option zu sein, kommentierte der Gastroenterologe die ersten Erfahrungen mit dieser Methode. Um den Reflux zu verhindern, wird mittels Neurostimulation des unteren Ösophagussphinkters die Funktion des Ventils wiederhergestellt.

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Alginate lindern die Restsymptomatik bei der Refluxkrankheit und bessern somit die  Lebensqualität. Alginate lindern die Restsymptomatik bei der Refluxkrankheit und bessern somit die Lebensqualität. © ilovecoffeedesign – stock.adobe.com