Allergien am Auge erkennen und behandeln

Dr. Andrea Wülker

Reaktion auf Haarspray (oben links), Holzschutzmittel (oben rechts), Fischprodukte (unten rechts) und eine bakteriell superinfizierte Blepharitis (unten links). Reaktion auf Haarspray (oben links), Holzschutzmittel (oben rechts), Fischprodukte (unten rechts) und eine bakteriell superinfizierte Blepharitis (unten links). © Roth HW, Herrmann C. Der Augenspiegel 2021; 67: 20-25 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr

Juckreiz, Brennen und Rötung von Lidern und Bindehaut können auf eine allergische Reaktion hinweisen. Auslöser sind häufig Pollen, aber auch Kosmetika, Pflegemittel oder Kontaktlinsen. Manchmal gestaltet sich die Suche nach der Ursache durchaus kompliziert.

Allergene lauern überall in der Umwelt – und ins Auge gelangen sie besonders leicht. Vor allem die Innenfläche des Lids und die Bindehaut des Augapfels sind für Antigene aus der Umwelt gut zugänglich, schreiben Dr. Hans-­Walther Roth vom Institut für wissenschaftliche Kontaktoptik Ulm und Dr. ­Cindy Herrmann­. Daher zählen allergische Reaktionen an Augenlid und Bindehaut zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Augenheilkunde.

Die allergische Konjunktivitis oder Blepharitis kann saisonal, aber auch ganzjährig vorkommen. In der Zeit der Pflanzenblüte und ganz besonders in den Monaten der Gräserblüte steigt die Erkrankungsrate deutlich an. Doch auch viele synthetisch hergestellte Produkte (z.B. Farbstoffe, Reinigungsmittel oder Kosmetika) lösen Allergien am Auge aus. Daher können das ganze Jahr über Patienten mit allergischen Augensymptomen in die Praxis kommen.

Tränen und Augentrockenheit wechseln sich manchmal ab

Bei allergischen Reaktionen am Auge klagen die Betroffenen vor allem über ein unangenehmes Jucken, Reiben oder Fremdkörpergefühl. Auch stechende Schmerzen werden manchmal angegeben und in ganz akuten Phasen ein vermehrter Tränenfluss, der sich mit einem Gefühl des trockenen Auges abwechseln kann. Viele Patienten berichten über eine ausgeprägte Blendungsempfindlichkeit, manche sogar von Sehstörungen. Zu den klinischen Befunden zählen gerötete und geschwollene Augenlider und erweiterte Gefäße an der Bindehaut sowie Schuppen an den Lidrän­dern.

Manchmal werden auch Superinfektionen beobachtet. Bei länger bestehender Allergie werden die Wimpern brüchig und fallen schließlich aus. Einige der genannten Symptome werden auch bei Infektionen beobachtet, was die Differenzierung erschweren kann.

Der Anamnese kommt bei Verdacht auf eine allergische Reaktion große Bedeutung zu. Es lohnt sich, folgende Fragen abzuarbeiten:

  • Sind bei dem Patienten Allergien oder eine allergische Disposition bekannt?
  • Ist die Augensymptomatik bereits früher schon einmal aufgetreten?
  • Welche Medikamente wendet der Patient an?
  • Werden Pflegemittel und Kosmetika am Auge toleriert?
  • Führen Wasch- und Pflegemittel am Körper zu Juckreiz und Rötungen?

Bei der großen Zahl an möglichen Auslösern ist es manchmal schwierig, das verursachende Allergen zu finden. Es kann hilfreich sein, einen Dermatologen in die diagnostische Abklärung einzubinden und z.B. einen Pricktest zu veranlassen.

Was hilft?

Zur Behandlung von Allergien am Auge gibt es eine überschaubare Zahl an Lokaltherapeutika:
  • Azelastin
  • Cromoglicinsäure
  • Dexamethason
  • Levocabastin
  • Lodoxamid
  • Olopatadin
  • Prednisolon
  • Trometanol
Die Autoren empfehlen, möglichst Präparate ohne Konservierungsmittel zu verordnen. Kortikoide spielen bei allergischen Reaktionen zwar nachwie vor eine wichtige Rolle, doch sollteman die Anwendungsdauer begrenzen, um Nebenwirkungen am Auge zu vermeiden.

Für die lokale Behandlung von Allergien am Auge stehen einige Substanzen zur Verfügung. Bei behandlungsresistenten Blepharitiden ist immer auch an eine Superinfektion – meist mit Staphylokokken oder Streptokokken, seltener mit einem Pilz – zu denken. Hier empfehlen sich ein Abstrich und eine mikrobiologische Aufarbeitung. Wenn es nicht gelingt, den Auslöser der Allergie ausfindig zu machen oder wenn der Betroffene den Kontakt mit dem Allergen nicht vermeiden kann, hat das manchmal eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität zur Folge. So ist beispielsweise auch das Tragen von Kontaktlinsen für Allergiker problematisch, zumal Menschen mit allergischer Disposition oft auch an einem Tränenmangel leiden.

Quelle: Roth HW, Herrmann C. Der Augenspiegel 2021; 67: 20-25 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr

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Reaktion auf Haarspray (oben links), Holzschutzmittel (oben rechts), Fischprodukte (unten rechts) und eine bakteriell superinfizierte Blepharitis (unten links). Reaktion auf Haarspray (oben links), Holzschutzmittel (oben rechts), Fischprodukte (unten rechts) und eine bakteriell superinfizierte Blepharitis (unten links). © Roth HW, Herrmann C. Der Augenspiegel 2021; 67: 20-25 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr