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Am richtigen Ende sparen

Glukokortikoidinduzierte Nebenwirkungen spielen in der Behandlung von Vaskulitiden eine große Rolle, berichtete Professor Dr. John Stone von der Rheumatologischen Klinik an der Harvard Medical School in Boston. In der Praxis klagen die Patienten häufig über z. T. extreme Gewichtszunahmen, Fettumverteilungen, Akne und Schlaflosigkeit. Weniger von außen erkennbar, aber umso gefährlicher sind Hypertension, Hyperlipidämie, Osteoporose und Glukoseintoleranz. In extremen Fällen drohen u.a. Sehnenrupturen, Magengeschwüre, Retinopathien, Glaukom und Katarakt.
Neue Therapiestrategien zielen darauf ab, die glukokortikoidinduzierte Toxizität (GT) zu verringern. Doch bisher wurden in klinischen Studien mit neuen Medikamenten die Auswirkungen einer Komedikation auf Steroide nur unzureichend dokumentiert und ausgewertet. Dies ist aber nötig, um die GT systematisch zu erfassen und daraus Handlungsempfehlungen für die Praxis abzuleiten, unterstrich Prof. Stone.
Doch das Messen der GT bereitet Probleme. Bei der großen Bandbreite der möglichen Auswirkungen werden weniger auffällige leicht übersehen, wenn man nicht gezielt danach fragt. Erschwerend kommt hinzu, wie unterschiedlich schnell sich die Beschwerden entwickeln. Akne, Psychosen, schwere Infektionen treten meist innerhalb weniger Wochen auf und die Hyperglykämie manchmal schon nach der ersten Dosis.
Glukokortikoid-Toxizität standardisiert messen
Im Gegensatz dazu dauert es meist Jahre, bis sich Striae zeigen. Avaskuläre Nekrose und Katarakt entstehen ebenfalls vor allem bei chronischer Glukokortikoidtherapie. Auch die große Anzahl von Erkrankungen, für die Glukokortikoide eingesetzt werden, die höchst unterschiedlichen Dosierungen und Einnahmedauern komplizieren es, die GT zu messen.
Zur systematischen Erfassung der GT erstellten Rheumatologen 2016 deshalb den sogenannten GT-Index (GTI). Mit diesem standardisierten Instrument misst man die Veränderung der GT zwischen zwei Messpunkten. Neun Domänen werden dabei berücksichtig (siehe Kasten). Bis auf die Knochendichte lassen sie sich mit einfachen Untersuchungen erfassen. Diese Domänen wurden gewählt, weil entsprechende Pathologien besondere Relevanz haben, häufig auftauchen (bei mindestens 5 % der behandelten Patienten) und sich durch Dosissteigerungen oder -reduktionen wieder verändern können.
Die neun Domänen des GTI
- BMI
- Blutdruck
- Glukosetoleranz
- Lipide
- Infektion
- Myopathie
- Hautveränderungen
- neuropsychiatrische Effekte
- Knochendichte
Kortison-Spareffekt in ADVOCATE nachgewiesen
In Woche 26 war Avacopan bezüglich der Remission – dem primären Endpunkt – gegenüber Prednison nicht unterlegen. In puncto GT zeigte sich Avacopan in Woche 26 sogar überlegen. Gemessen wurde der GTI nach 13 und 26 Wochen. Der GTI-CWS unterschied sich nach 13 Wochen um -11,0, nach 26 Wochen um -16,8 im Vergleich zu Placebo (in beiden Fällen hoch signifikant). In den allermeisten Domänen lag der GTI unter Avacopan niedriger, nur im Bereich Blutdruck gab es praktisch keine Unterschiede. Auch für den GTI-AIS ermittelte man zu beiden Messzeitpunkten hochsignifikante Unterschiede zugunsten des Avacopan (nach 13 Wochen -13,3, nach 26 Wochen -12,1). Die Entwicklung neuer, kortisonsparender Wirkstoffe und die Messung ihres Einflusses auf die GT mithilfe des neu implementierten GTI sind mit entscheidend für die Durchbrüche in der Therapie von Vaskulitiden, betonte Prof. Stone. Wichtig sei es nun, den GTI rigoros in klinische Studien einzubinden. Denn nur so lässt sich beweisen, dass ein Wirkstoff Glukokortikoide einsparen kann.* European Alliance for Rheumatology
Quelle: EULAR* 2021 Virtual Congress
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