Menstruationszyklus beeinflusst Ausprägung der Anfälle

Dr. Anne Benckendorff

Die Datenlage zur Ausprägung der Migräneanfälle rund um die Menses im Vergleich zu davon unabhängigen fiel bislang dünn und widersprüchlich aus. Die Datenlage zur Ausprägung der Migräneanfälle rund um die Menses im Vergleich zu davon unabhängigen fiel bislang dünn und widersprüchlich aus. © iStock/Deagreez

Frauen mit perimenstrueller Migräne haben nichts zu lachen. Zwar bleibt ihnen in den meisten Fällen eine Aura erspart, doch die Attacken sind länger und lassen sich schwerer behandeln.

Häufigster Auslöser für Migräne bei Frauen sind die Geschlechtshormone. Die Datenlage zur genauen Ausprägung der Anfälle rund um die Menses im Vergleich zu davon unabhängigen Attacken fiel bislang aber dünn und widersprüchlich aus. Neue Erkenntnisse liefert eine umfangreiche Untersuchung, für die 500 Frauen mit Migräne über mindestens einen Zyklus – 396 von ihnen für drei oder mehr Zyklen – ein digitales Tagebuch führten. Darin beantworteten sie täglich Fragen zu Kopfschmerzen inkl. genauer Beschreibung der Ausprägung, Begleitsymptomen, Aura, akuter und prophylaktischer Medikation sowie ihrer Blutung.

Insgesamt konnten auf diese Weise detaillierte Informationen zu 998 peri-menstruellen und 4.097 von der Menstruation unabhängigen Migräneattacken erhoben werden. Hinsichtlich der perimenstruellen Anfälle ließen sich im Vergleich zu den menstruationsunabhängigen folgende Unterschiede feststellen:

  • Sie dauerten länger: durchschnittlich 20 h vs. 16 h.
  • Es kam mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zu erneuten Attacken trotz Triptaneinnahme und initialer Besserung (Odds Ratio, OR, 2,4).
  • Triptanverbrauch und Kopfschmerzintensität waren höher (OR 1,2 bzw. 1,4).
  • Betroffene nutzten seltener Coping-Strategien (OR -0,2).
  • Die Ausprägung von Photo- und Phonophobie fiel stärker aus (OR 1,3 bzw. 1,2).
  • Eine Aura war seltener (OR 0,8).

56 % der Befragten litten an menstruationsassoziierter Migräne. Kriterium hierfür waren Attacken mindestens am ersten Tag der Menstruation (± 2 d) während mindestens zwei von drei Zyklen. Bei diesen Frauen waren die beschriebenen Merkmale noch stärker ausgeprägt. Gleiches galt für Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva verwendeten. Ein prämenstruelles Syndrom trat bei menstruations- und nicht-menstruationsassoziierter Migräne vergleichbar häufig auf (11 % vs. 15 %).

Die Autoren weisen darauf hin, dass die schwerere Ausprägung der perimenstruellen Attacken und die hohe Rezidivrate das Risiko für einen übermäßigen Medikamentengebrauch bei den Betroffenen erhöht. Sie betonen daher, wie wichtig es ist, eine spezifisch auf Frauen ausgelegte prophylaktische Therapie zu entwickeln.

Quelle: van Canteren DS et al. Neurology 2021; DOI: 10.1212/WNL.0000000000012723

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Die Datenlage zur Ausprägung der Migräneanfälle rund um die Menses im Vergleich zu davon unabhängigen fiel bislang dünn und widersprüchlich aus. Die Datenlage zur Ausprägung der Migräneanfälle rund um die Menses im Vergleich zu davon unabhängigen fiel bislang dünn und widersprüchlich aus. © iStock/Deagreez