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Neues Wirkprinzip beim multiplen Myelom

In der Phase-I-Studie DREAMM-1 wurde das BCMA-Antikörper-Wirkstoff-Konjugat GSK2857916 erstmals beim rezidivierten/refraktären multiplen Myelom (rrMM) eingesetzt, erläuterte Dr. Suzanne Trudel vom Princess Margaret Cancer Center in Toronto.1 Ziel war in erster Linie die Evaluation von Sicherheit und Verträglichkeit, aber auch der Effektivität.
Mittlerweile konnten 35 Patienten behandelt werden, die bereits mindestens drei Vortherapien mit Proteasom-Inhibitoren (PI), Immunmodulatoren und Alkylanzien sowie vielfach eine Stammzelltransplantation erhalten hatten. Bei 40 % der Teilnehmer war auch Daratumumab bereits zum Einsatz gekommen. Praktisch alle Patienten waren refraktär gegenüber PI, 91 % gegenüber IMiDs und 37 % gegenüber Daratumumab. Mehr als die Hälfte (57 %) war bereits mit fünf und mehr Therapien behandelt worden. Die BCMA-Expression galt nicht als obligates Einschlusskriterium für den Studieneinschluss. In Studienteil 1 traten keine dosislimitierenden Toxizitäten auf; als Dosis für den Expansionsteil der Studie wurden 3,4 mg/kg KG des ADC i.v. alle drei Wochen gewählt.
Etwa zwei Drittel mit Ansprechen auf ADC-Therapie
Zum Auswertungszeitpunkt befand sich die Hälfte der Myelom-Patienten noch unter ADC-Therapie. Im Median erhielten sie fünf Zyklen; die Nachbeobachtung erstreckt sich über 6,5 Monate. Insgesamt sprachen 60 % der Patienten auf GSK2857916 an, darunter zwei mit einer kompletten und ein weiterer mit einer stringenten kompletten Remission. Hinzu kamen 15 Patienten mit einer mindestens sehr guten partiellen Remission. „Die Mehrzahl der Responder erreichte tiefe Remissionen“, kommentierte Dr. Trudel.
Von dem neuen Antikörper-Wirkstoffkonjugat profitierten Patienten unabhängig von der Art der Vortherapie und auch doppelt und dreifach refraktäre Patienten. Zudem hielten die Remissionen meistens langfristig, bei einigen Patienten bereits über ein Jahr, an. Die mediane Remissionsdauer bei Respondern ist derzeit noch nicht erreicht.
Dr. Trudel betonte, dass die meisten Remissionen früh, bereits nach 1–2 Dosen, eintraten und dass auch bei Dosisreduktion kein Wirkverlust beobachtet wurde. Das progressionsfreie Überleben beträgt median 7,9 Monate, was Dr. Trudel in diesem intensiv vortherapierten Kollektiv als außergewöhnlich wertete.
Kombinationstherapie erscheint sinnvoll
Therapie-Abbrüche waren nur zweimal erforderlich.Häufigste unerwünschte Begleiterscheinungen vom Grad 3 und höher waren Thrombozytopenie und Anämie. Außerdem traten je zweimal Infusionsreaktionen und Atemwegsinfektionen auf. Typisch für GSK2857916 scheinen darüber hinaus Hornhautreaktionen zu sein, die sich u.a. in Sehstörungen, verstärktem Tränenfluss, Nachtblindheit oder Lichtempfindlichkeit äußern. Sie traten bei knapp zwei Dritteln der Teilnehmer auf, sind jedoch laut Dr. Trudel meist leicht ausgeprägt (Grad 1–2) und lassen sich durch Dosisreduktion oder -verzögerung oder Steroide gut managen.
Sie wies abschließend darauf hin, dass sich Target und Wirkmechanismus von GSK2857916 von denen der bereits beim MM zugelassenen Medikamente unterscheiden, sodass Kombinationstherapien sinnvoll erscheinen. Solche Studien sind bereits geplant.
Quelle: 1. Trudel S et al.; ASH 2017; Abstract 741
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