SGLT2-Inhibitor kann bei Übergewicht die Insulintherapie ergänzen

Maria Weiß

Bisher ist nur ein SGLT2-Hemmer für Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen. Bisher ist nur ein SGLT2-Hemmer für Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen. © iStock/Anastasiia_New

Auch Menschen mit Typ-1-Diabetes könnten unter bestimmten Voraussetzungen von der zusätzlichen Gabe von SGLT2-Inhibitoren profitieren. Allerdings kommt es hierbei auf die richtige Auswahl der Patienten an.

Die Therapie bei Typ-1-Diabetes verläuft nicht immer optimal: Das angestrebte HbA1c-Ziel wird teilweise nicht erreicht, Patienten erleben häufige und belastende Hypoglykämien bzw. Glukoseschwankungen. Manche benötigen zum Teil extrem hohe Insulindosen. Auch das im Laufe der Zeit zunehmende Körpergewicht macht einigen zu schaffen, fasste Professor Dr. Jochen Seufert vom Universitätsklinikum Freiburg zusammen.

Gute Effekte in mehreren Studien

Die zusätzliche Gabe von SGLT2-Inhibitoren könnte hier aufgrund der insulinunabhängigen Wirkmechanismen eine gute Ergänzungsoption sein. Die gesteigerte Glukoseausscheidung reduziert das HbA1c, der damit verbundene Kalorienverlust erleichtert die Gewichtsabnahme. Tatsächlich konnte für Dapagliflozin in einem umfassenden Studienprogramm bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern mit Typ-1-Diabetes ein Nutzen des SGLT2-Hemmers gezeigt werden. In den Studien DEPICT-1 und DEPICT-2 bei Erwachsenen mit Typ1-Diabetes bewirkte die Gabe von Dapagliflozin (5 mg/d oder 10 mg/d) zusätzlich zur Insulintherapie eine Senkung des HbA1c ohne Erhöhung des Hypoglykämierisikos und vor allem auch eine Verlängerung der Zeit im angestrebten Glukosezielbereich (Time in Range). Außerdem konnte die Insulindosis reduziert werden und die Patienten verloren an Gewicht.

BMI und Insulintherapie entscheidend

Sorge bereitet aber das möglicherweise erhöhte Risiko für euglyk­ämische diabetische Ketoazidosen (DKA). In den DEPICT-Studien war diese Nebenwirkung unter Dapagliflozin zwar selten, aber doch signifikant höher als in der Placebogruppe (4,0 % bzw. 3,5 % vs. 1,1 %). Ein deutlich geringeres Risiko für diese Nebenwirkung hatten Patienten mit einem hohen BMI ≥ 27 kg/m2 (1,8 %) und diejenigen, die hohe Insulindosen benötigten. 

Euglykämische DKA

Liegt vor, wenn eine DKA mit Glukosekonz. von < 350 mg/dl einhergeht. Voraussetzung ist eine Störung der Glukoneogenese, wie z.B. ein hoher insulinunabhängiger Glukoseverbrauch.

Zugelassen ist Dapagliflozin (5 mg/d) daher als bisher einziger SGLT2-Inhibitor in dieser Indikation bei Patienten mit Typ-1-Diabetes und einem BMI ≥ 27 kg/m2, bei denen sich der Blutzucker mit Insulin allein trotz optimaler Insulintherapie nicht ausreichend kontrollieren lässt. Die Behandlung muss von einem Spezialisten für Typ-1-Diabetes initiiert und überwacht werden und darf nur als Ergänzung zur Insulintherapie erfolgen. Schon vor Therapiebeginn muss sichergestellt werden, dass kein erhöhtes Risiko für eine Ketoazidose vorliegt. Risikofaktoren könnten z.B. ein erhöhter Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente, hohe anhaltende Stresszustände, längere Fastenperioden, Untergewicht oder Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Insulintherapie sein. In den ersten ein bis zwei Wochen der Therapie müssen die Ketonkörper in jedem Fall engmaschig kontrolliert werden, warnte der Referent. Außerdem sollten die Patienten darin geschult sein, Risikofaktoren für eine DKA zu kennen, Ketonkörper im Urin zu bestimmen und bei erhöhten Werten entsprechend zu handeln. Ein Insulinmangel und längere Fastenzeiten müssen unter der Therapie mit Dapagliflozin unbedingt vermieden werden.

Quelle: Diabetes Herbsttagung 2020

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Bisher ist nur ein SGLT2-Hemmer für Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen. Bisher ist nur ein SGLT2-Hemmer für Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen. © iStock/Anastasiia_New