Von Autoimmunprozessen bis zum paraneoplastischen Syndrom

Maria Weiß

Rheuma und Krebs reichen sich oft die Hand. Rheuma und Krebs reichen sich oft die Hand. © andifink – stock.adobe.com

Krebs und Rheuma gehen oft Hand in Hand. Ursache sind gemeinsame pathogenetische Faktoren, aber auch die Wirkung der jeweils eingesetzten Medikamente.

Rheuma und Krebs hängen in vielfältiger Weise zusammen. So können zum einen bei Karzinompatienten rheumatologische Probleme auftreten. Zum anderen drohen bei zahlreichen rheumatischen Erkrankungen im Verlauf sekundäre Malignome, erinnerte Professor Dr. Éva Szekanecz von der Abteilung für klinische Onkologie an der Universität Debrecen in Ungarn.

Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) haben unter anderem ein erhöhtes Risiko für Lymphome und Lungenkrebs. Bei systemischem Lupus erythematodes und Sjögren-Syndrom ist das Risiko für Lymphome erhöht, bei systemischer Sklerodermie für Lymphome und Lungen-, Haut- sowie Ösophaguskrebs und bei Dermatomyositis für Ovarial-, Magen- und Lungenkarzinome.

Gleiche Antigene auf Tumor- und Entzündungszellen

Als Ursache wird die lang anhaltende autoimmune Inflammation diskutiert, die über eine chronische B-Zellstimulation zur Lymphombildung beitragen könnte. Auch bei dem erhöhten Risiko für solide Tumoren könnte die chronische Entzündung in den Zielorganen eine Rolle spielen. Zudem werden bei rheumatischen Erkrankungen auf inflammatorischen Zellen z.T. die gleichen Antigene präsentiert wie auf Krebszellen, die genaue Bedeutung ist aber noch unklar.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Antirheumatika die Tumorbildung fördern. Nachgewiesen wurde das für Azathioprin und Cyclosporin, Methotrexat und NSAR erhöhen das Risiko nicht. Auch für Biologika wurde keine signifikante Erhöhung des Risikos nachgewiesen – für JAK-Inhibitoren fehlen hierzu noch Daten.

Als Beispiel für im Rahmen von Krebserkrankungen auftretende rheumatische Symptome nannte die Onkologin das paraneoplastische Syndrom, das am häufigsten beim kleinzelligen Bronchialkarzinom vorkommt. Hier können alle möglichen rheumatologischen Krankheitsbilder wie Polymyositis, Dermatomyositis, LE, Sklerodermie, verschiedene Formen von Arthritis oder Vaskulitis imitiert werden.

Ein ganz neues Feld sind Auto­immunphänomene, die sich im Zusammenhang mit der Einnahme von Checkpoint-Inhibitoren wie Ipilimumab oder Nivolumab entwickeln. Am häufigsten kommt es dabei zu Arthritiden, Myositiden und Sicca-Syndromen.

Auch auf die Gefahr einer Osteoporose bei Krebspatienten wies Prof. Szekanecz hin. Sie besteht vor allem für Patienten mit Brust- oder Prostatakrebs, die mit einer Hormondeprivation behandelt werden. Bei ihnen sollte deshalb immer eine Knochendichtemessung durchgeführt werden und ggf. eine spezifische Therapie mit Bisphosphonaten, Vitamin D und Kalzium erfolgen.

Quelle: Szekanecz E et al. European Alliance for Rheumatology 2021 Virtual Congress

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