Weißer Hautkrebs: Capecitabin senkt Risiko, erzeugt aber starke Nebenwirkungen

Dr. Barbara Kreutzkamp

Capecitabin ist besonders für Transplantierte geeignet, die bereits Läsionen entwickelt haben. Capecitabin ist besonders für Transplantierte geeignet, die bereits Läsionen entwickelt haben. © Africa Studio – stock.adobe.com

Patienten nach Organtransplantation haben ein bis zu 250-fach erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs und kutane Präkanzerosen. Das Problem ist, dass Immuntherapien bei Transplantierten wegen der Gefahr, eine Abstoßungsreaktion zu triggern, nur bedingt infrage kommen.

Capecitabin, eine Fluorouracil-Vorstufe, die durch ein in Krebszellen überexprimiertes Enzym in die aktive Form überführt wird, ist zugelassen für die Therapie von Brustkrebs und Kolorektalkarzinom und scheint das Hautkrebsrisiko bei diesen Patienten zu senken.

Wissenschaftler analysierten 16 Publikationen (44 Fälle) über Patienten mit soliden Karzinomen und aktinischer Keratose (AK) sowie Transplantierte unter Capecitabin-Therapie. Bei den Krebspatienten kam es z.T. bereits nach vier Tagen zu einer Immunreaktion der Hautbefunde. Auch wenn es keine konkreten Raten zu Inflammation und tatsächlich folgender Abheilung gibt, zeigt sich deutlich das Potenzial des Wirkstoffes, heißt es in der Studie. Auch bei fortgeschrittenen, inoperablen Plattenepithelkarzinomen führte Capecitabin in Kombination mit Interferon alpha (s.c.) zu einer Response – bei einigen zeitweise, andere erreichten eine komplette Clearence.

Bei 13 der insgesamt 18 in die Analyse einbezogenen Organtransplantierten unter Immunsuppression halbierte eine zyklische Chemoprävention mit Capecitabin über zwölf Monate die Inzidenzrate von Plattenepithelkarzinomen bzw. Basaliomen. Als Referenz diente der Wert zu Studienbeginn.

Wechselwirkungen mit Immunsuppressiva denkbar

Nicht unerheblich sind die Nebenwirkungen. Bereits unter vergleichsweise niedrigen Dosierungen treten Fatigue, Hand-Fuß-Syndrom, Durchfall, Übelkeit/Erbrechen, Mukositis, Anämie oder Hyperurikämie bzw Gicht auf. In einer Subgruppenanalyse waren sie bei 43 % der Patienten so stark ausgeprägt, dass diese die Therapie abbrachen. Jeder dritte Patient blieb allerdings über ein Jahr fast beschwerdefrei.

Nebenwirkungen waren bei Transplantierten zwar häufiger – vermutlich durch Wechselwirkungen mit den Immunsuppressiva –, zu Abstoßungsreaktionen kam es durch die Intervention aber in keiner Studie. Insgesamt kommt die Prophylaxe mit niedrig dosiertem Capecitabin vor allem für Transplantierte infrage, die schon mehrmals Plattenepithelkarzinome oder Basaliome entwickelt haben, lautet das Fazit der Studie. Die Off-Label-Therapie sollte aber durch einen Onkologen eingeleitet werden.

Quelle: Schauder DM et al. JAMA Dermatol 2020; DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.2327

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Capecitabin ist besonders für Transplantierte geeignet, die bereits Läsionen entwickelt haben. Capecitabin ist besonders für Transplantierte geeignet, die bereits Läsionen entwickelt haben. © Africa Studio – stock.adobe.com