Coronakrise: Helferportale bieten viele Freiwillige, aber unklare Vermittlungsraten

Niederlassung und Kooperation Autor: Isabel Aulehla

Hilfsbereite Studierende warten auf ihren Einsatz. Hilfsbereite Studierende warten auf ihren Einsatz. © kentoh – stock.adobe.com

Freiwillige unkompliziert mit medizinischen Einrichtungen in Kontakt bringen – das ist die Idee neuer Online-Portale. Bislang melden sich überwiegend Studierende an.

Zu den erfreulichen Aspekten der Coronapandemie gehört die große Hilfsbereitschaft, die viele Menschen zeigen. Eigens entwickelte Online-Plattformen erleichtern das „Matching“, die Vermittlung von Freiwilligen an Einrichtungen, die Hilfe brauchen. Zwei der Projekte wurden von Medizinstudierenden initiiert.

Die Plattform „match4healthcare“ dient der Vermittlung von Freiwilligen mit medizinischem Fachwissen. Registrieren können sich z.B. auch Krankenpfleger, MFA, Laborassistenten und Physiotherapeuten. Sie können angeben, in welchem Gebiet sie gerne arbeiten würden und ob sie eine Aufwandsentschädigung möchten. Parallel dazu melden sich Gesundheitseinrichtungen an, um per Filter Helfer in ihrer Nähe zu suchen und zu kontaktieren.

Obwohl alle medizinischen Berufsbilder und Institutionen das Angebot nutzen könnten, finden sich unter den bislang rund 10.000 Registrierten vor allem Medizinstudierende und etwa 500 Ärzte. Die rund 200 angemeldeten Einrichtungen sind meist Kliniken und Arztpraxen. „Zunehmend melden sich auch andere Berufsgruppen und Einrichtungen an, das muss sich erst herumsprechen“, meint Amadeep Grewal, Medizinstudent und Mitbegründer.

Das Projekt ging aus der Initiative „medis vs. COVID-19“ hervor, einer Facebookgruppe für Helfer, die im März von Grewal gegründet worden war. Innerhalb weniger Tage traten mehr als 21.500 Studierende bei. Gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) wurde das Projekt weiterentwickelt. Den Rahmen dafür bot ein Online-Ideenwettbewerb der Bundesregierung, der Hackathon #WirVsVirus.

Gesundheitsämter suchen über eigene Plattform

Wer als Freiwilliger in einer Einrichtung hilft, lernt dabei auch ein Berufsbild kennen. Auf diesen Effekt hofft der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). Er hat gemeinsam mit der bvmd eine eigene Freiwilligen-Plattform für Gesundheitsämter entwickelt, ­„Medis4ÖGD“. Sie richtet sich allein an Medizinstudierende.

Innerhalb weniger Tage meldeten sich 2487 Helfer an, seitdem nimmt die Zahl der Registrierungen jedoch deutlich ab. „Dies liegt sicher daran, dass die Anzahl der insgesamt Interessierten endlich ist“, meint ­Mareike Knissel, Initiatorin des Projekts und Bundeskoordinatorin Public Health der bvmd. Trotzdem übersteigt die Zahl der Freiwilligen schon jetzt den Bedarf der Ämter: Insgesamt haben die 137 bislang angemeldeten Einrichtungen einen Bedarf von rund 1070 Studierenden gemeldet.

Vor Ort befassen sich die Studierenden etwa mit der Zurückverfolgung von Infektionsketten und der Kontaktierung von Betroffenen. Auch an Telefon-Hotlines werden sie eingesetzt, um die Fragen der Bürger zu beantworten. Um die Helfer dafür zu wappnen, stellt der BVÖGD in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut und der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen umfassendes Online-Schulungsmaterial zur Verfügung.

Medis4ÖGD bittet darum, die Freiwilligen als bezahlte studentische Hilfskräfte zu beschäftigen. Der BVÖGD stellt entsprechende Musterverträge zur Verfügung. Von April bis vorläufig Juni wird der Einsatz der Medis4ÖGD-Helfer vom Bundesfinanzministerium finanziell unterstützt. Den Freiwilligen kommt das Bildungsministerium entgegen: Die Verdienste aus der Hilfstätigkeit fließen nicht in die Berechnung des BAföG-Satzes ein.

Medical-Tribune-Bericht